Immer diese Unsicherheit:
- Welche Tabletten soll ich vorher nehmen, welche nicht?
- Ist Tee okay?
- Wie lange sollte ich nichts gegessen haben? Wir essen oft recht spät am Abend…
In diesem Artikel gibt’s die Antwort. Damit Sie sich sicher fühlen.
Essen: ist den meisten Blutwerten egal
Generell kann man sagen: es ändert an den Labor-Werten nicht so viel wie man glaubt, ob Sie etwas gegessen haben oder nicht.
So sind die Werte, die anzeigen, ob Ihre Niere oder die Leber gut arbeitet dieselben, ob Sie nun etwas essen oder nicht.
Auch den meisten Hormonwerten ist es egal.
Aber nicht dem Blutzucker, den Triglyzeriden, den weißen Blutkörperchen
Na klar, der Blutzucker – der steigt ja nach dem Essen an. Das wissen Sie als Diabetiker, messen es manchmal auch selbst.
Nüchtern sein sollten Sie auch für die Triglyzeride, die „Neutralfette“ und z.B. die weißen Blutkörperchen.
Aber für den Alltagsgebrauch ist es gar nicht so wichtig, ob Sie essen oder nicht.
Medikamente: fast alle vor der Blutabnahme nehmen
Sie sollen vor der Blutabnahme die meisten Ihrer Medikamente gleich morgens schlucken, wie gewohnt. Ihr Körper ist diesen Rhythmus gewöhnt.
Es gibt Medikamente, die man einmal täglich nimmt, was ja ganz angenehm ist, die aber nicht viele länger wirken als 24 Stunden.
Wenn Sie so ein Medikament an einem Tag plötzlich um Stunden später nehmen, stören Sie diesen Rhythmus.
Schilddrüsen-Tabletten, Marcoumar, Sintrom: NICHT vorher nehmen
Wenn die Schilddrüsen-Werte kontrolliert werden sollen und wenn Sie ein Schilddrüsen-Medikament nehmen wie Thyrex, Euthyrox oder Combithyrex (in Österreich, eventuell heißen Medikamente in anderen Ländern anders): dann bitte an diesem Tag vor der Blutabnahme diese Tablette nicht nehmen.
Das nehmen Sie dann nach der Blutabnahme – ja das ist nicht ideal, weil man es ja auf nüchternen Magen einige Zeit vor dem Frühstück nehmen sollte – aber besser es wirkt halbwegs als gar nicht!
Dasselbe gilt für Marcoumar und Sintrom: diese Medikamente machen Ihr Blut flüssiger, sie wirken in der ersten Zeit nach der Einnahme stärker, Ihr Arzt will aber nachsehen, wie die auf Ihre Blut-Gerinnung im Allgemeinen wirken Da würden frisch genommenen Tabletten stören. Aber Thrombo Ass (Acetylsalicylsäure) oder Plavix (Copidogrel) dürfen Sie vorab nehmen!
Trick für Schilddrüsen-Tabletten
Ein Tipp: stecken Sie Ihr Schilddrüsen-Medikament ein und eine kleine Wasserflasche dazu und nehmen Sie es gleich nach der Blutabnahme, noch im Labor oder beim Arzt.
Dann spazieren Sie ja nach hause oder ins nächste Cafe für ein gutes Frühstück.
So bekommt die Schilddrüsen-Tablette doch ein bisschen „Vorsprung“ vor dem Essen, dann passt das schon. Am nächsten Tag machen Sie es ja wieder ganz richtig.
Diabetes-Medikamente: keine Sulfonylharnstoffe!
Noch wichtiger: Sie dürfen keine Medikamente nehmen, die Ihren Blutzucker aktiv senken, also den Insulin-Spiegel erhöhen! Kein Medikament aus der Familie der Sulfonylharnstoffe. Das sind Tabletten gegen Diabetes, die die Bauchspeichedrüse anregen, mehr Insulin zu produzieren.
Diese Tabletten dürfen Sie nur dann nehmen, wenn Sie auch etwas essen – etwas, das Kohlenhydrate enthält.
Sie nehmen die Tablette(n) also zur ersten richtigen Mahlzeit am Tag. Man nennt es meist „Frühstück“… und da sind ja Kohlenhydrate fast immer dabei, als Brot, Semmel, Gebäck, eventuell im Joghurt, im Müsli…
Warum keine Sulfonylharnstoffe?
Wenn Sie diese Tabletten nehmen und NICHTS essen, dann beginnen die ja trotzdem zu wirken, sie befehlen der Bauchspeicheldrüse, mehr Insulin zu produzieren – bloß kommt dann kein Essen daher – und sie können eine Hypo („Unterzuckerung“) bekommen.
Jetzt hab ich Ihnen wohl Angst gemacht…
diese Tabletten, die Sulfonylharnstoffe, werden heute gar nicht mehr so oft gegeben, obwohl sie wertvolle Medikamente sind. Namen sind zum Beispiel: Amaryl, Glimiperid, Diamicron, Gliclazid, Glurenorm…
Wenn Sie nicht sicher wissen, wie Ihre Diabetes-Tabletten wirken, dann sehen Sie einfach nach in der „Medikamenten-Suchmaschine“ auf der Homepage der Zuckertante! Hier ist die Seite zu den Sulfonylharnstoffen, und da stehen alle Österreich erhältlichen Präparate drauf. Falls Sie kein Österreicher sind: Medikamente können in anderen Ländern anders heissen – aber auf jedem Schachterl steht der chemische Namenkleingedruckt drauf: „enthält___“. Und den finden Sie in der Medikamenten-Suchmaschine.
Blutdruck-Medikamente: vor der Blutabnahme!
Die sind der Zuckertante besonders wichtig!
Nehmen!
Auch und gerade vor der Blutabnahme!
Unbedingt!
Denn was passiert sonst: Sie nehmen Ihre Medikamente gegen erhöhten Blutdruck nicht, müssen sich vielleicht noch beieilen zur Blutabnahme, sind ein wenig nervös, haben ein wenig Angst vor der Nadel… und bumms geht Ihr Blutdruck hoch… so oft hat die Zuckertante schon jemandem mit hochrotem Kopf nach der Blutabnahme den Blutdruck gemessen und Werte über 180 oder gar 200 gefunden… eine dumme Blutabnahme ist doch keinen Schlaganfall wert! BITTE denken Sie dran!
Zwischenbilanz Medikamente:
Also: im Allgemeinen sollen Sie Ihre Medikamente vor der Blutabnahme nehmen. Außer Schilddrüsen-Medikamenten, Marcoumar, Sintrom, und die speziellen Diabetes-Medikamente, de Sulfonylharnstoffe.
Essen: nichts. Trinken: Wasser, Tee, Kaffee „ohne alles“
Wasser ist natürlich erlaubt. Daher auch Tee – ohne Milch und ohne Zucker, natürlich, und auch schwarzer Kaffee.
Und natürlich Traubenzucker falls Sie als Diabetiker eine Hypo haben sollten!
Hungern: 10 – 12 Stunden
Wie lange Sie nüchtern bleiben sollten?
Da gibt’s unterschiedliche Angaben. 10 – 12 Stunden sind perfekt.
Wenn Sie eine „Magenentleerungs-Störung“ haben (ist ein spezieller Diabetes-Schaden, zum Glück eher selten): versuchen Sie, noch ein bisschen länger nichts zu essen – das läuft darauf hinaus, das Abendessen am Tag davor ausfallen zu lassen. Das machen Sie bitte NICHT, wenn Sie vor dem Abendessen schnelles Insulin spritzen, oder Misch-Insulin oder wenn Sie irgendwann am Tag einen von diesen Sulfonylharnstoffen nehmen, von denen wir oben geredet haben.
Insulin? Kein schnelles.
nur lang wirkendes Insulin (spät) am Abend:
Kein Problem, spritzen wie immer.
Ausnahme: wenn Sie in letzter Zeit immer wieder Zuckerwerte unter 90 nachts oder morgens hatten: das abendliche Insulin etwas reduzieren, in etwa 10% (Arzt fragen)
Misch-Insulin:
z.B.: NovoMix30, 50, oder 70, Insuman Komb 25,50: da ist ein schnell wirkendes Insulin mit drin, das die Aufgabe hat, den Zucker-Anstieg nach der Mahlzeit zu senken. Wenn Sie nichts essen, könnte mit so einem Insulin der Blutzucker zu tief gehen, sie bekämen eine Hypo. Diese Insulin gehören immer erst ZUM Essen oder kurz davor gespritzt.
Basal-Bolus, FIT, intensivierte Insulin-Therapie:
Das Basis-Insulin wird gespritzt, das Insulin zum Essen natürlich nicht – weil Sie ja nichts essen.
Einen zu hohen Wert können Sie korrigieren, aber seien Sie dabei vorsichtig, Sie gehen ja noch außer Haus, zur Blutabnahme: eher ein bisschen „sanfter“ korrigieren als Sie gewohnt sind.
Alles klar?
Gehen Sie nun mit einem ein bisschen besseren Gefühl zur Blutabnahme?
Mögen Sie die „Ich trau mich ja kaum fragen“- Artikel? Dann abonnieren Sie bitten den Newsletter, da kündige ich es immer an wenn ich solche Beiträge schreibe. Und bitte: schreiben Sie der Zuckertante, gleich hier im Kommentar-Feld: Welche „Ich trau mich ja kaum fragen“ - Fragen hätten Sie noch? Für sich selbst oder für andere (denn selbst weiß man ja eh immer alles ;-) ) Geben Sie der Zuckertante ein „like“ auf Facebook, lassen Sie mich wissen, was Ihnen gefällt, was Ihnen nicht gefällt und was Ihnen vielleicht fehlt. Wie immer: die Zuckertante grüßt und wünscht allzeit gute Werte.
Wenn ich selbst meinen Nüchtern-Blutzucker messe, bin ich dann eigentlich noch nüchtern, wenn ich vorher 6 Medikamente plus eine Omega3 Fischöl Kapsel eingenommen habe? Oder ist diese Menge so gering, dass es keine Rolle spielt?
Das ist sicher noch „nüchtern“ – die paar Tabletten haben keine Wirkung auf Blutzucker oder sonstige Werte!