Ich erzähle hier, was man mit dem ultra langen Insulin Tresiba noch machen kann – außer es als schönes Basis-Insulin oder für Typ 2 -Diabetiker als „erweitertes bedtime-Insulin“ zu verwenden. Tresiba in der Pflege? Ich würde mir wünschen dass das möglich wird!
Geschichten, die ich erlebt hab
Von Familien, die sich auf das Experiment eingelassen und Tresiba privat gekauft haben. Ob Tresiba in solchen Fällen von der Krankenkasse übernommen wird, das weiß ich nicht – ich werde in der nächsten Zeit versuchen, Bewilligungen zu bekommen.
Tresiba wirkt ja 42 Stunden und länger. Und das kann einen schon auf Ideen bringen.
Die alte Dame mit Heimhilfen
Eine sehr alte Dame ist sehr gebrechlich, mag aber noch gerne zuhause leben. Viel Geld ist nicht da, zum Glück gibt’s ja das Pflegegeld. Sie wird dreimal täglich von Heimhilfen besucht, die kümmern sich darum, dass sie Frühstück, Mittagessen, Abendessen bekommt, helfen bei der Körperpflege und beim Anziehen, schauen einfach ein bisschen nach dem Rechten … Das kostet, mit dreimal Heimhilfe am Tag kommt man schon mit dem Pflegegeld kaum aus.
Insulin wird nötig
Und nun kommts dazu, dass auch mit Zudrücken sämtlicher Augen eine Diabetes-Einstellung mit Tabletten alleine einfach nicht mehr machbar ist. Weil die Zuckerwerte in die Höhe klettern und klettern… natürlich kann man bei der alten Dame höhere Zuckerwerte in Kauf nehmen, die Gefahr von Spätschäden – naja, diese Frage stellt sich ja nicht mehr wirklich. Ihr ist wichtig, dass sie zuhause bleiben kann und basta. Aber jetzt sind die Werte so hoch, dass es sie müde macht, dass sie vermehrt Harn verliert – was gar nicht gut ist, weil es ihr sehr schwer fällt ausreichend zu trinken…
Also muss Insulin her.
Die Heimhilfe darf nicht Insulin spritzen
Und es muss jemand her, der das Insulin auch wirklich spritzt. Eine „Diplomierte“, also eine „richtige“ Krankenschwester, eine DGKS.
WANN wird gespritzt?
Die einfache erste Insulin-Behandlung, die bei so vielen Typ 2 Diabetikern lange gut geht: Tabletten tagsüber, über die Nacht Insulin, spät abends gespritzt – das geht hier nicht, die Krankenschwester kommt nicht am späteren Abend, wie sollte sie auch… . Also das fällt schon aus.
Bis jetzt: 1 bis 2ml täglich
Bis jetzt haben wir das immer so gemacht: zuerst ein mitellang wirkendes Insulin morgens vor dem Frühstück, und wenn das irgendwann auch nicht mehr funktioniert hat, dann war schnell die Methode: „Mischinsulin morgens und abends, variiert je nach Zuckerwert“ dran. Da gibt’s dann so Tabellen: Bei Nüchtern-Zucker unter 100 spritzen Sie 6 Einheiten NACH dem Frühstück, bei BZ 100 – 150: 8 Einheiten, bei 150 – 200 10 Einheiten usw usw.
Das heisst, die Krankenschwester kommt morgens und abends, misst den BZ, spritzt das Insulin, achtet drauf, dass die alte Dame auch wirklich isst. Und das zusätzlich zu 3 x Heimhilfe pro Tag! Das geht ins Geld und sprengt oft den knappen finanziellen Rahmen.
Tresiba: nur jeden 2. Tag einmal?
Aber mit diesem so lange wirkenden Insulin.. hmmm.. da könnte man doch… da reichts doch, jeden 2. Tag zu spritzen, sagen uns die Daten? Könnte man damit nicht eine kleine Basal-Insulin-Versorgung zuwege bringen? nicht als Ideal-Lösung vielleicht, aber doch als gangbaren Weg?
Ja, könnte man. Es gibt genug Studien zum Tresiba, die uns zeigen dass man es auch in größeren Abständen spritzen kann.
Die Woche hat aber 7 Tage…
Aber da kommt uns etwas wirklich Unpraktisches dazwischen: die 7 Tage-Woche! Bitte, wie soll denn das gehen? Insulin am Montag, Mittwoch Freitag – und dann am Sonntag und weiter am Dienstag, Donnerstag , Samstag… also DAS ist Fehler-anfällig, und man braucht den Einsatz der Krankenschwester am Wochenende, was natürlich teuer ist…
Jetzt könnte man noch sagen“na gut, dann wird halt nach Datum gespritzt, einfach an jedem ungeraden Tag!“ Das geht genau bis zum Ende des Monats gut. Dann folgt auf den 31. Jänner der 1. Februar – aber die Insulin-Spritze „jeden 2. Tag“ wär ja erst am 2. Februar wieder fällig, also ginge es da mit den geraden Tagen weiter – mit den exakt arbeitenden Krankenschwestern KANN das funktionieren, aber ganz gut ist mir nicht dabei…
Also hab ich Sonder-Lösungen ausgeknobelt in der Hauskrankenpflege: da gibt es vorher EINE Ganz wichtige Frage:
„Gibt es jemanden, der am Wochenende Insulin spritzen kommen kann – oder nicht?“
Wenn ja: das ist ideal. Ist es WIRKLICH verlässlich? Eine Familie kenne ich, da ist es so: Samstag Nachmittag ist „Urli Besuchs Tag“. Da kommt auf jeden Fall jemand, meist die Tochter mit ihrer Familie. Und die trauen sich spritzen, mehrere Personen.
OK. Dann machen wir: Montag Früh – Mittwoch früh – Freitag früh – Samstag Nachmittag ( die Familie) – wieder Montag früh usw.
Merken Sie was? da sind immer 48 Stunden von einer zur anderen Spritze außer von Freitag Früh bis Samstag Abend – das ist kürzer, das Insulin am Samstag kommt früher als sonst. Und der Abstand Samstag Nachmittag – Montag Früh ist auch ein bisschen kürzer als sonst. Da kann man die Insulin-Dosis am Samstag entsprechend reduzieren. Trotzdem hat die alte Dame dann ab Samstag Nacht ein bisschen mehr Insulin im Blut als gewohnt – was wir auch gesehen haben, an tieferen Werten Sonntag früh/vormittag . Na DAFÜR eine Lösung zu finden, das ist einfach:
Die Familie bereitet ein schönes Stück Striezel oder Kuchen fürs Sonntag-Frühstück vor! Und schon ist die alte Dame sicher – und hat eine brauchbare Insulin-Versorgung mit nur 3 x / Woche Besuch von der Krankenschwester! Dieses System funktioniert nun schon seit über einem Jahr bestens, die alte Dame hat ein HbA1c um 7,8 – 8,2% ( davor schon um die 10). Fein.
Am Wochenende kann niemand spritzen
Viel schwieriger wird’s, wenn am Wochenende niemand da ist zum Spritzen. Und wenn am Wochenende keine Krankenschwester kommen soll. Das kann man nicht ideal managen, aber eine – wackelige, nicht ideale, nicht einmal gute – Lösung ist: Den Abstand der Insulin-Injektionen übers Wochenende muss so kurz wie nur möglich halten!. Also: Freitag Abend – Montag Früh. Und dann halt einmal dazwischen: Mittwoch Mittag!
Klar sind die Abstände zu lang. Aber Typ 2 Diabetiker können ja oft noch selbst etwas Insulin produzieren, das zwischendurch ein bisschen „mithilft“. Für Typ 1 gehen alle diese Behandlungen gar nicht! NICHT ausprobieren!
Die absolute Minimal-Variante NUR für Sonderfälle!
Es ergibt sich also – als absolute Minimal-Variante und NUR bei Patienten, die nur vor Entgleisungen geschützt werden sollen, wo es aber nicht mehr um „richtige “ Zucker-Einstellung geht:
die mobile Krankenschwester spritzt Tresiba Montag Früh – Mittwoch Mittag – Freitag Abend. Und die Heimhilfe kommt weiterhin 3 x täglich, auch am Wochenende, wie immer. Wenn dann die Zuckerwerte Montag früh immer recht hoch sind, kann man noch versuchen, am Wochenende zur Überbrückung eine Tablette dazu zu geben… wie gesagt, alles nur Versuche, NICHT als Therapie-Empfehlung zu verstehen.
Aber doch Geschichten, die zeigen, wie individuell Lösungen sein können!
Was denken Sie? Zu Tresiba in der Pflege? Kennen Sie das Problem „Insulin in der Hauskrankenpflege“? Haben Sie Ideen dazu? Bitte schreiben Sie mir, hier unten als Kommentar oder gerne auch privat!