Operationen mit Diabetes mellitus
„Ich muss operiert werden!“ Dieser Satz löst viele Gefühle aus: Angst natürlich, Unsicherheit – vielleicht auch Freude, weil ein lange erwarteter Operationstermin endlich näher rückt.Wenn man Diabetes hat, dann kommen gleich weitere Fragen dazu:
- Wie wird das sein im Krankenhaus?“
- „Wird man sich gut um mich kümmern – und um meinen Diabetes?“
- „Wer kümmert sich um meinen Diabetes wenn ich es nicht tun kann? Während der Narkose und danach?“
- „Wie wirkt es sich auf meine Zuckerwerte aus, wenn ich im Krankenaus nichts zu essen bekomme – oder ganz etwas anders als ich gewohnt bin?“
Viele Fragen!
Die nicht allgemein gültig beantwortet werden können, zu verschieden sind Situationen, Patienten, Art der Operation,…
In meinen Blog-Beiträgen hier versuche ich, Ihnen die Leitlinien der Diabetes-Behandlung nahe zu bringen.
Dazu kommt meine Erfahrung als Hausärztin und als Ärztin für Menschen mit Typ 2 Diabetes.
Allerdings gibt es zum Thema „Diabetes und Narkose“ nur sehr wenig Leitlinien, eben weil es so verschiedenen Fälle und Situationen gibt.
Ich beziehe mich hier auf die Leitlinien der Österreichischen Diabetesgesellschaft und ergänze dann mit Tipps und Hinweisen von mir selbst.
Die Leitlinie finden Sie hier:https://www.oedg.at/pdf/Diabetes-mellitus-Anleitungen-fuer-die-Praxis-2019.PDF
Der Abschnitt zu „Diabetes und Operation“ beginnt auf Seite 212.
Original-Zitate schreibe ich hier kursiv und in dunkelblauer Farbe.
Meine Hinweise aus der Erfahrung der Hausarztpraxis und in der Begleitung von Menschen mit Typ 2 Diabetes sind in grün gehalten..
Alles hier Gesagte gilt natürlich nur für Operationen, die man planen kann – wenn Sie einen Unfall haben, muss ohnehin gehandelt werden und bei schweren Verletzungen muss eben operiert werden, egal wie Ihre Zuckerwerte aussehen.
Ganz ähnlich ist es, wenn Sie eine schwerwiegende Diagnose bekommen, wie zum Beispiel bei einer Krebs-Erkrankung – auch da muss manchmal operiert werden, auch wenn die Zuckerwerte zu hoch sind, einfach weil es dann ums Überleben geht - aber ideal ist so etwas natürlich nicht.
Ich gebe Ihnen hier ein paar Hinweise, was Sie für sich tun können, damit Operationen möglichst gut für Sie verlaufen.
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1 Allgemeines
Aus der Leitlinie: Zu zahlreichen wichtigen Fragestellungen dieses Themenkomplexes liegen keine randomisierten prospektiven Studien bzw. Metaanalysen vor. Die folgenden Erörterungen bzw. Empfehlungen beziehen sich daher auf in der Literatur verfügbares Expertenwissen (Buchbeiträge, Übersichtsartikel) und auf die klinische Erfahrung der Autoren. … da jeweils individuell auf den Einzelpatienten und die jeweilige Operation abgestimmt werden muss. Aus diesem Grund beinhaltet das Positionspapier nur grobe Anhaltspunkte für das klinische Handeln, kann jedoch im Einzelfall keine „Rechtssicherheit“ vermitteln.
Generell gilt immer:
Auf der chirurgischen Station sind die Anästhesisten zuständig für die Zuckerwerte.
Anästhesisten sind Fachärzte für alles rund um Narkose und Schmerz-Behandlung.
Vor jeder Operation kommt der Anästhesist oder die Anästhesistin zu Ihnen und bespricht mir Ihnen den Ablauf. Hier können Sie auch fragen, wie Ihr Diabetes gemanagt wird.
Während der Narkose messen Anästhesisten den Blutzucker und gleichen die Werte aus mit Insulin oder mit zuckerhältigen Infusionen.
Auch Diabetiker, die keine Medikamente oder nur Tabletten nehmen, werden während einer Operation mit Insulin behandelt.
Eine Operation ist eine große Belastung für den Körper und da können Blutzucker-Werte durchaus „verrückt spielen“.
Anästhesisten wissen wie sie da helfen und ausgleichen können.
Schwieriger wird es nach der Operation, im Aufwachraum oder auf der Station.
Es dauert einige Zeit, bis man wieder ganz „da“ ist.
2 Die Zeit vor der Operation
Vor größeren Operationen wird man zum Internisten geschickt für die „Operations-Freigabe“, manchmal wird das auch im Krankenhaus erledigt.
Aus der Leitlinie: Die internistische Voruntersuchung des Patienten mit Diabetes mellitus soll in erster Linie den allgemeinen Gesundheitsstatus dokumentieren und feststellen, ob vorbestehende Gesundheitsstörungen oder Therapien eine absolute oder relative Kontraindikation für den geplanten Eingriff darstellen
Kontraindikation = Grund weswegen eine Operation nicht durchgeführt werden kann
absolute Kontraindikation = der Patient ist so schwer krank, dass von einer Operation abgeraten wird
relative Kontraindikation = die Operation ist prinzipiell möglich, allerdings unter deutlich erhöhtem Risiko, es sollte gut überlegt werden ob die Operation zwingend notwendig ist.
2.1 Erhöhtes Risiko vor Operationen:
Aus der Leitlinie: Patienten mit Diabetes mellitus haben ein höheres Risiko für Begleiterkrankungen als gleichaltrige Nichtdiabetiker.Dies betrifft vor allem das Herz-Kreislauf-System (Herzschwäche, Durchblutungsstörungen im Herzen, im Gehirn oder z.B. in den Bein-Arterien), Nierenerkrankungen, Erkrankungen der Nerven (Neuropathie) und der Sinnesorgane (diabetische Augen-Erkrankung).Außerdem haben Menschen mit Diabetes häufig Bluthochdruck, erhöhte Fettwerte oder eine Fettleber.
2.2 Operationsvorbereitung
Dazu gehört meistens eine Blutabnahme, mit HbA1c, Blutbild, Nieren- und Leberwerten, Werte zur Beurteilung der Blut-Gerinnung, der Schilddrüsen-Funktion, Elektrolyte (= „Salze im Blut“), Kontrolle ob Hepatitis oder HIV vorliegt usw.
Was zu Operationsvorbereitung gemacht werden soll, das hängt von der Art und Schwere des geplanten Eingriffs ab.
Dazu gibt es Vorschriften, die die Ärzte für Allgemeinmedizin kennen. Sie können die richtige Laborzuweisung schreiben.
Meist bekommen Patienten auch schon vorab ein Informations-Blatt vom Spital, wo das alles auch angeführt ist.
Oft werden auch Lungenröntgen und EKG verlangt und ein Befund vom Internisten– das EKG wird dann beim Internisten gemacht.
Man muss also oft vor einer Operation zum Internisten für die „OP-Freigabe“. Da ist es klug, wenn man den Röntgenbefund und den Befund der Blutabnahme schon mitbringen kann – darauf achten, wenn man die Termine vereinbart!
Je nach Zustand des Patienten und der Schwere der geplanten Operation können noch weitere Untersuchungen fällig werden. Es kann auch sein, dass der Internist weiter Untersuchungen braucht um das Operations-Risiko beurteilen zu können.
Also bitte wenn irgend möglich nicht den Internisten -Termin „auf den letzten Drücker“ ganz knapp vor der Operation vereinbaren!
2.3 Diabetes-Einstellung vor der Operation
Aus der Leitlinie: Im Rahmen eines operativen Eingriffes kann es aufgrund der Auslenkung von Stresshormonen und des Auftretens von Entzündungsmediatoren … zur Verschlechterung/ Entgleisung einer diabetischen Stoffwechsellage kommen. … Patienten mit Diabetes mellitus weisen ein prinzipiell erhöhtes Risiko für Infektionen bzw. für Infektions-Komplikationen nach der Operation auf
In Studien war das Risiko für eine Wund-Infektion nach einer Operation um mindestens die Hälfte erhöht, bei Herz-Operationen sogar doppelt so hoch.
Dabei ist das Risiko umso höher, je schlechter der Diabetes davor eingestellt war!
Aus der Leitlinie: Präoperativ (= vor der Operation) sollte daher ein HbA1c-Wert von 7% bzw. darunter angestrebt werden.
Bei Patienten, bei welchen eine derartig strikte Stoffwechselkontrolle nicht erzielbar ist bzw. aufgrund von begleitender Multimorbidität (= mehrere andere Krankheiten neben dem Diabetes) und fortgeschrittenem Alter nicht geboten ist, sollte der HbA1c-Wert vor geplanten Operationen zumindest unter 8% liegen.
Operationen bei HbA1c-Werten von über 10% sollten nur bei vitaler (=lebensrettender) bzw. dringlicher Operation durchgeführt werden
.Das heißt, bei einem HbA1c über 10% wird abgeraten von Operationen, die planbar sind, wie zum Beispiel orthopädische Operationen, an Knie oder Hüfte etwa.
Dann wird dem Patienten die Operation vorerst verweigert und er wird gebeten, sich dringendst um eine bessere Diabetes-Einstellung zu bemühen.
Wenn Ihnen das passiert, bitte ärgern Sie sich nicht zu sehr – auch nicht über sich selbst, falls Sie Ihren Diabetes eine Zeitlang wenig beachtet haben.
Nehmen Sie es als Anlass, sich nun intensiv um bessere Werte zu kümmern! Am schnellsten geht das mit Hilfe von Fachleuten, etwa in einer Diabetes-Ambulanz
.Bei anderen Operationen müssen die Ärzte abwägen, wie wichtig die Operation für den Patienten ist, und ob das Risiko für schwere Probleme nun mit oder ohne Operation größer ist.
Es kann durchaus sinnvoll sein, eine Operation zu verschieben, bis die Diabetes-Einstellung besser ist.
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3 Was Sie selbst vor einer Operation tun können:
Auf jeden Fall zahlt es sich auch bei schlechter Diabetes-Einstellung unbedingt aus, die Zeit bis zur Operation für gute Zuckerwerte zu nutzen!
Es ist schon viel erreicht, wenn man einige Zeit vor der Operation gute Werte hatte und dann mit guten Zucker-Werten ins Spital kommt!
Auch für Menschen mit guter Diabetes-Einstellung gilt:
Wenn ein Operations-Termin feststeht, sollte man immer ganz besonders gut auf den Diabetes achten!
In dieser Zeit sollte es wirklich KEINE Diät-„Ausrutscher“ geben, man sollte öfter den Blutzucker messen und sich ernsthaft um möglichst gute Zuckerwerte bemühen.
Wenn das in der Zeit vor der Operation gelingt, hat man viel dafür getan, dass das Operations-Risiko trotz höherem HbA1c deutlich geringer wird, dass die Erholung nachher schneller geht und vor allem: dass keine Wund-Infektionen auftreten!
Bakterien, die Infektionen auslösen, LIEBEN Zucker – sie vermehren sich bei erhöhten Zuckerwerten schneller und das sollte man ihnen so schwer wie nur möglich machen.
Infektionen wo es nur geht vermeiden - das ist der wichtigste Grund, warum man unbedingt mit guten Zuckerwerten ins Spital gehen sollte
.Genau so wichtig ist die Höhe des Blutzuckers auch nach der Operation, vor allem in den ersten Tagen, bis sich alle Wunden gut verschlossen haben.
Idealerweise hat man direkt vor der Operation Werte zwischen 110 – 140 mg%, Werte über 180mg% sollte man vermeiden.
Für Herz-Operationen gibt es die meisten Studien.
Sie zeigen, dass eine gute Diabetes-Einstellung dazu beiträgt, dass deutlich weniger Patienten in den ersten Wochen nach der Operation versterben, und dass generell das Ergebnis nach einiger Zeit deutlich besser ist.
Dasselbe gilt aber auch für alle anderen Operationen:
Aus der Leitlinie: Zudem weisen Daten von über 80.000 diabetischen Patienten aus Hausarztpraxen in England darauf hin, dass sowohl Diabetes mellitus Typ 1 als auch Typ 2 in Abhängigkeit von der Güte der glykämischen Kontrolle bei hohen Hba1c-Werten mit einem gesteigerten Risiko für das Auftreten von schwerwiegenden Infektionen und konsekutiver Mortalität (= Sterblichkeit in der ersten Zeit nach der Operation) assoziiert sind
3.1 Falls Sie auf eine Operation zugehen:
planen Sie rechtzeitig!
Mit Diabetes ist es ein bisschen mehr Aufwand., braucht es etwas mehr Überlegung vorab.
Planen Sie nicht nur die Termine vor der Operation, sondern überlegen Sie sich vor allem, wie Sie die letzten paar Tage vor der Spitals-Aufnahme so verbringen können, dass Sie mit möglichst guten, stabilen Blutzucker-Werten ins Spital kommen.
Da helfen schon 2 – 3 Tage, ideal wäre eine Woche mit besonders guten Zuckerwerten vor dem Termin.
Für einige Menschen mit Diabetes ist das sogar der Start in eine bessere Diabetes-Einstellung: weil man draufkommt: „Es funktioniert ja, ist ja gar nicht sooo schwer… und ich fühle mich mit tieferen Zuckerwerten deutlich besser!“
3.2 Was Sie sonst noch vor einer Operation bedenken sollten:
Das gilt jetzt nicht nur für Diabetiker!
Ich habe in meiner Zeit als Hausärztin viele Patienten und Patientinnen in der Zeit vor und nach Operationen begleitet. Dabei gab es immer wieder Probleme, die man im Vorhinein schon hätte vermeiden können. Wir haben in der Praxis auch immer dahingehend beraten.
Das Wichtigste: Überlegen Sie sich, wie Sie in der Zeit NACH der Operation zurechtkommen werden!
Das hängt davon ab, was operiert werden soll und wie gut Sie zuhause versorgt sind. Ein paar Ideen:
- Rechnen Sie immer damit, dass es länger dauert als gedacht, bis Sie wieder fit sind
- Verständigen Sie Ihre Hausarzt-Praxis davon, wann Sie voraussichtlich wieder zuhause sein werden – damit ein Hausbesuch geplant werden kann. Sie werden Rezepte, Verordnungen und vielleicht Beratung zur Schmerz-Therapie brauchen!
- Kühlschrank auffüllen, Essen vorbereiten, einfrieren, Fertiggerichte
- Dauer-Medikamente, Diabetes-Testreifen etc. für längere Zeit zuhause haben
- Futter + Streu usw. für Haustier
- •Getränke, eingefrorene Mehlspeisen usw. für nette Besuche!
- Münzen für Trinkgelder vorbereiten
- Beschäftigung: Bücher, Illustrierte,…
- Hilfe für den Haushalt im Vorhinein organisieren – auch „nur zur Sicherheit“ – wen können Sie bitten Ihnen eventuell zu helfen?
- Vor jeder Operation: denken Sie den „Tag danach zuhause“ genau durch, von morgens bis abends!
Was müssen Sie tun, was muss funktionieren in Ihrem Alltag? Einige Beispiele: - Werden Sie an der Hand operiert? Unbedingt vorher Verschlüsse von zB Milchpackungen aufmachen, Deckel von Joghurtbechern durch Plastikdeckel ersetzen, Zahnpasta-Tube usw aufschrauben und nur locker zudrehen, … denken Sie einen ganzen Tagesablauf durch!
- Augen-Operation: können Sie selbst Ihre Augen eintropfen? „Treffen“ Sie mit den Tropfen? Eventuell harmlose beruhigende Augentropfen verordnen lassen oder kaufen und: ÜBEN! VORHER! Sie müssen nach einer Augen-Operation bis zu 6 x täglich eintropfen, und das muss exakt gemacht werden!
- Wichtige Telefonnummern GROSS auf einen Zettel schreiben!
- Augen-Operation: üben Sie Handy, Türöffner, Dusche, Radio und Fernseher „blind“ zu bedienen – es kann sein dass Sie kleine Aufschriften nicht gut sehen können
- Vor orthopädischen Operationen werden manchmal Informations-Veranstaltungen angeboten - gehen Sie unbedingt hin!
- Beispiel Hüft-OP: Toilettensitz-Erhöhung und Sitzkeil vorher besorgen, überlegen Sie ob Sie Handgriffe brauchen um leichter aufzustehen, probieren Sie die Dinge vorher aus!
- Orthopädische Operationen: wie werden Sie nachher wieder fit? Reha-Aufenthalt? Physiotherapie? Wenn Sie privat Physiotherapie machen möchten, eventuell schon vor der Operation unverbindlich die ersten Termine vereinbaren! Sehr gut ist ein Kennenlern-Besuch vorab.
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4 Diabetes-Medikamente VOR der Operation::
Aus der Leitlinie: Generell sollen orale Antidiabetika (= Tabletten gegen erhöhte Zuckerwerte) am Tag der Operation (zumeist morgens) pausiert werden.
Es gilt immer, was vom Spital verlangt wird – was z.B. auf dem Zettel steht, den man vom Spital zur Vorbereitung der Operation bekommt.
4.1 Sonderproblem Metformin
Es soll vor einer geplanten Operation abgesetzt werden.
Generell gilt:
Bei Routine-Operationen, wie Blinddarm-, Gallenblasen-Entfernung, orthopädischen Operationen: Metformin 24 – 48 Stunden vorher absetzen.
Bei großen Herz- oder Bauch-Operationen: Metformin mindestens 2 Tage vorher absetzen.
Denn Metformin kann Probleme an der Niere machen. Während und nach einer Operation ist die Niere ohnehin belastet, deshalb soll Metformin in dieser Zeit nicht im Blut sein.
Viele Spitäler verlangen, dass Metformin 3 Tage vor einer geplanten Operation abgesetzt wird – falls das bei Ihnen so ist, bitte halten Sie sich daran!
Dabei gibt es 2 Probleme:
- 1.Viele Patienten nehmen Metformin-Kombi-Tabletten, also Tabletten, in denen außer Metformin noch ein anderes Medikament enthalten ist. Beispiele: Synjardy, Janumet, Eucreas,…
Gerade wenn die Blutzucker-Einstellung nicht perfekt ist, wäre es nicht gut, diese Tabletten ganz abzusetzen, weil dem Patienten dann ja beide Substanzen fehlen, nicht nur das Metformin.
Die Medikamente, die als 2. In diesen Kombi-Tabletten erhalten sind, gibt es alle auch einzeln – deshalb verordnen viele Hausärzte eine Packung davon für die Tage vor der Operation.
Das ist bei Chefarzt-pflichtigen Medikamenten etwas aufwändig, weil der Arzt die Anfrage extra an den Chefarzt schicken und begründen muss, es wird aber in aller Regel bewilligt. („Chefarzt-Pflicht“ bezieht sich auf die österreichischen Gegebenheiten) - Wenn Metformin abgesetzt wird, dann fehlt dem Patienten ja ein wichtiges Medikament – genau in den Tagen vor der Operation, an denen man besonders gute Zuckerwerte haben soll!
Schwierig.
In meiner Praxis sage ich dann immer: “Nehmen Sie BITTE an den 2 bis 3 Tagen ohne Metformin Ihren Diabetes besonders ernst! Setzen Sie Ihren Ehrgeiz darein, dass Sie trotzdem besonders gute Zuckerwerte haben! Essen Sie sehr bewusst, besonders viel Gemüse, etwas Eiweiß, wenige Kohlenhydrate – Sie selbst wissen sicher am besten, was Sie tun müssen um gute Werte zu haben!“
4.2 Insulin:
Auch da müssen Sie sich an die Anordnungen ihrer betreuenden Ärzte halten.
Insulin abends, Talbetten tagsüber: bei kleineren Operationen wird meist das abendliche Insulin wie gewohnt gespritzt, die Tabletten am nächsten Tag nicht mehr nehmen.
Manchmal empfehlen Internisten oder Anästhesisten, dass Sie am Abend vor der Operation schon die Insulin-Dosis reduzieren.
Misch-Insulin zweimal oder dreimal täglich: damit ist es deutlich schwieriger, auch da gilt: bei kleineren Operationen am Tag davor noch „normal“ spritzen.
Manchmal empfehlen Internisten oder Anästhesisten, dass Sie am Abend vor der Operation schon die Insulin-Dosis reduzieren.
Wie es am tag danach mit den Insulin-Dosierungen weitergeht, sollten Sie in diesem Fall unbedingt mit Ihrem Diabetes-Team besprechen!
Basal-Bolus bzw. Fit-Therapie bzw intensivierte Insulin-Therapie: Das Basis-Insulin sollte normal gespritzt werden, am Operationstag können höhere Werte mit schnellem Insulin vorsichtig korrigiert werden, idealerweise auf Werte zwischen 110 – 140mg%,nicht über 180mg%
Insulinpumpe: da kann die Basis weiterlaufen, bei kleineren Operationen kann meist die Pumpe am Körper bleiben.
Bei längeren Operationen verlangen viele Anästhesisten, dass die Pumpe abgelegt wird und dass diese Zeit mit Insulin-Spritzen überbrückt wird, eventuell auch schon am Tag davor mittels Umstieg auf langwirkendes und kurz wirkendes Insulin
Sie können als Pumpenträger nicht damit rechnen, dass jemand im Spital die Pumpe bedienen kann.
Wie genau das Management Ihres Blutzuckers rund um die Operation aussieht, das müssen Sie selbst „aushandeln“ mit Ihren betreuenden Ärzten.
Lassen Sie sich vorab beraten in Ihrer Diabetes-Ambulanz!
Wenn Sie das alles befolgt haben und wenn dann der große Tag da ist: gehen Sie zuversichtlich ins Spital, alles Gute dafür!
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5 Mit Diabetes im Spital:
Was Sie mitnehmen sollten:
- Ihre Blutzucker-Aufzeichnungen, Blutzucker-Messgerät, Teststreifen.
- Falls Sie einen Sensor verwenden: Ersatz-Sensor mitnehmen! Der Sensor kann bei einer Operation meist am Arm bleiben, aber sicher ist sicher.
- Handy, Ladegerät bzw. Lesegerät für den Sensor mit Ladegerät.
- Wenn Sie Insulin spritzen: nehmen Sie Ihr Insulin mit und auch Traubenzucker.
Dann haben Sie ihn wenn Sie ihn brauchen gleich zur Hand, falls es auf der Station länger dauert, bis man Ihnen welchen bringt bei einer Unterzuckerung.
Bei Diabetikern, die Insulin spritzen und die sich gut auskennen, ist das Personal im Spital oft froh, wenn man sich selbst um den Blutzucker kümmert, so lange man das kann.
Aber: für die Betreuung des Blutzuckers im Spital sind IMMER die dort tätigen Ärzte zuständig und verantwortlich!
5.1 Das Essen im Spital
Zuhause gibt es gesundes Haferflocken-Müsli morgens – und im Spital bekommen Sie 2 Semmeln (Brötchen) mit Marmelade und Butter hingestellt?
Mittags gibt es kaum Gemüse, keinen Salat, sondern viele Kohlenhydrate und irgend etwas Undurchschaubares?
Ja leider. Das kommt vor.
Manche Spitals-Küchen sind noch immer nicht auf Diabetes eingestellt.
Protest bringt meist wenig. Aber niemand sagt, dass Sie die beiden Brötchen essen müssen – essen Sie weniger, mit Augenmaß, versuchen Sie das Beste draus zu machen!
6 Während der Operation
Nun kümmern sich die Anästhesisten um den Blutzucker.
Sie legen einen Venenzugang, über den sie Insulin oder Glukose-infusionen verabreichen können.
Die können das gut, machen Sie sich darüber keine Sorgen!
Bei Diabetes-Behandlung mit Tabletten kann der Blutzucker unter dem Operations-Stress so stark ansteigen, dass da Insulin gegeben wird.
7 Direkt nach der Operation
Im Aufwachraum wird der Blutzucker engmaschig kontrolliert.
Wie es dann weitergeht, und ab wann Sie wieder Ihre Diabetes-Behandlung selbst übernehmen, das müssen Sie jeweils vor Ort besprechen.
Mein Tipp: Solange und sobald Sie wieder klar denken können: denken Sie immer selbst mit! Lassen Sie sich IMMER die Zuckerwerte sagen, die bei Ihnen gemessen werden.
Wenn Sie mit Entscheidungen des Personals nicht einverstanden sind:
Bleiben Sie freundlich, versuchen Sie zu erklären, warum Sie es anders machen würden.
Das gilt vor allem bei Insulintherapie. Diabetiker mit Insulinpumpe oder mit FIT- bzw Basal-Bolus Therapie wissen sehr gut bescheid über das Diabetes-Management.
Da kommt es auf chirurgischen Stationen immer wieder zu Konflikten und Missverständnissen. Leider gibt es kein Patentrezept dagegen, aber auf jeden Fall sind Sie besser dran wenn Sie auch selbst Ihren Blutzucker kontrollieren können und wenn Sie „Hypo-Helfer“ dabei haben - nur für alle Fälle!
8 Medikamente nach der Operation:
Idealerweise wird Metformin nach einer Operation erst dann wieder gegeben, wenn man sich mit einer Labor-Untersuchung davon überzeugt hat, dass die Niere wieder gut arbeitet.
Alle anderen Medikamente können nach kurzen Operationen gleich nach der Operation wieder genommen werden, bei längeren Operationen frühestens am 1. Tag nach der Operation.
Achtung, nach einer Operation kann sich Ihr Diabetes verändert haben!
Kontrollieren Sie Ihren Blutzucker in der ersten Zeit nach der Operation häufiger als sonst, auch in den ersten Tagen zuhause!
Es kann sein, dass durch den starken Stress, den eine Operation nun einmal für den Körper mit sich bringt, und durch die vielen Stress-Hormone in Ihrem Körper Ihre Zuckerwerte höher sind als gewohnt. Eventuell muss dann die Diabetes-Behandlung angepasst werden
Es kann aber auch sein sein, dass Ihre Insulin-Empfindlichkeit gestiegen ist, vor allem wenn Sie einige Tage lang nichts oder nur sehr wenig essen konnten. Dann müssen Sie damit rechnen, das Ihre Diabetes-Medikamente und Ihr Insulin stärker wirken.
Das ist meistens erwünscht, aber Achtung bei Insulin und bei Medikamenten, die Ihre Bauchspeicheldrüse anregen, mehr Insulin zu produzieren! Das sind die "Sulfonylharnstoffe", Medikamente wie Amaryl, Glimepirid, Diamicron, Gliclazid, ...
Bei diesen Medikamenten und bei Insulin sollten Sie vorsichtig sein und sich an die Dosis, die Sie nun brauchen, rantasten. Am besten unter Begleitung Ihres Diabetes-Arztes.
Wenn Sie nicht genau wissen, wie Ihre Medikamente wirken: schauen Sie hier in der Medikamenten-Suchmaschine nach!
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9 Nach dem Spitals-Aufenthalt
Ist alles gut gegangen? Fühlen Sie sich schon besser?
Fein!
Haben Sie im Spital beobachtet, wie überlastet das Personal ist?
Haben Sie gesehen, mit wie viel Engagement da gearbeitet wird?
Wie sich Krankenschwestern, Hilfspersonal, Ärzte bemühen, Ihren Aufenthalt so erfolgreich wie möglich zu machen?
Möchten Sie sich dafür nicht bedanken?
Die Packung Kaffee oder Bonbons hat ausgedient – das Personal darf nichts annehmen.
2 Ideen, die die Mitarbeiter im Spital wirklich sehr freuen:
- Schreiben Sie einen netten Danke-Brief!
Dafür reicht eine hübsche Karte oder einfach ein paar persönliche Sätze.
Beschreiben Sie in Ihren Worten, was Sie gesehen haben, wie Sie sich gefühlt haben, was Sie an der Arbeit im Spital bewundern. - Wenn Ihnen die Operation geholfen hat,
wenn es Ihnen besser geht als vor der Operation,
wenn Sie froh und dankbar sind, dass die Operation durchgeführt wurde,
wenn sich Ihr Leben dadurch verbessert hat:
Bedenken Sie: das sieht das Personal im Spital ja nie.
Die sehen Patienten immer nur so lange, bis sie entlassen werden. Aber die Leute im Spital wollen helfen, wollen Erfolge haben für Ihre Patienten.
Schreiben Sie doch zu Weihnachten, zum Jahreswechsel, zum Jahrestag… nach 5, 10 Jahren..
Schicken Sie einen Brief in dem Sie erzählen, was sich alles zum Besseren verändert hat durch die Operation!
Ich habe gesehen, wie bei einer Stationsbesprechung das ganze Team gerührt geschnieft hat als so ein Brief vorgelesen wurde!
Das können Sie auch jetzt gleich machen, wenn Sie irgendwann in den letzten Jahre erfolgreich operiert oder behandelt wurden!
Scheuen Sie sich nicht, das ist nicht peinlich, sondern bringt einfach nur Freude!
Noch besser: diese Briefe nicht direkt an die Station schicken sondern zumindest an die Spitals-Direktion, besser noch an die politisch Zuständigen (Landesregierung).
Rückmeldungen werden sehr ernst genommen,
Sekretärinnen sind froh etwas Positives zu melden zu haben,
legen die Briefe ihren Vorgesetzten vor und dann wird der Brief immer weiter runter geschickt in der Hierarchie,
alle die ihn sehen nehmen den Inhalt erfreut zur Kenntnis,
und wenn dann der Brief, versehen mit einigen Stempeln, auf der Station eintrifft – die Freude ist da wirklich riesengroß!
Und es kostet nur eine Briefmarke…
Die Zuckertante grüßt
und wünscht allzeit gute Werte!