Typ 2 Diabetes frisch entdeckt – mehr Bewegung gemacht, weniger Zucker gegessen, Gewicht abgenommen – vom Arzt als erstes Medikament Metformin verschrieben bekommen. Weil es nun mal das ideale erste Medikament für Typ 2 Diabetiker ist. Mit einer geringen Dosis begonnen, um den anfänglichen Nebenwirkungen im Darm zu entgehen, die Dosis langsam gesteigert, es gut vertragen , nichts davon gespürt – – nach ein paar Monaten ist das HbA1c im Zielbereich oder sogar im gesunden, Nicht-Diabetes- Bereich unter 6% .
Und nun die Frage: „Mein Doktor will, dass ich das Metformin trotzdem weiter nehme! WARUM? Soll ich wirklich? „
Erste Antwort: naja, unter Metformin ist der Wert so gut geworden – warum also aufhören damit?
Einwand: „Ja aber ich möchte kein unnötiges Medikament nehmen!!!„
Hm. Verständlich. Nachvollziehbar. Aber…
…aber auch wenn das HbA1c nun wunderschön ist: Diabetiker sind Sie ja trotzdem! Möglicherweise könnte man es bei einer Blutabnahme gar nicht mehr so leicht erkennen, weil Nüchtern-Blutzucker und eben das HbA1c im Normalbereich sind. Das ändert aber nichts daran, dass Sie nun einmal Diabetiker sind – leider. Sie wissen ja: wenn Sie unbegrenzt Süßes essen, trinken, Gewicht zunehmen, kaum mehr Bewegung machen würden – schupps wäre Ihr Zuckerwert höher als bei Gesunden, und ziemlich bald das HbA1c auch.
…und außerdem: Metformin hat viele positive Wirkungen auf den Stoffwechsel eines Diabetikers, außer der Senkung des Blutzuckers:
- es bremst die Bildung von (zu viel) Speicherzucker in der Leber
- manche Menschen fällt es unter Metformin leichter, Gewicht abzunehmen, weil sie schneller ein Sättigungs-Gefühl spüren
- es hat einen (sehr geringen aber immerhin) günstigen Einfluss auf Arteriosklerose
- es hat einen sehr geringen, aber messbaren Einfluss auf das Entstehen mancher Krebs-Formen: Mamma-Karzinom (Brustkrebs der Frau), Porstatakrebs, Darmkrebs treten seltener auf
- es gibt Hinweise, dass es möglicherweise eventuell vielleicht ( !) ein wenig vor Alzheimer schützt – das wird gerade untersucht
- und es hilft auch Frauen mit PCO-Syndrom, manchmal auch bei Endometriose – ist dafür aber in Österreich, Deutschland und in der Schweiz noch nicht zugelassen
Tja. Das sind einige gute Gründe. Deshalb sagen alle offiziellen Empfehlungen der Diabetes- und Interne-Medizin- Fachgesellschaften und alle Experten:
Wenn Sie glücklicherweise Metformin gut vertragen, sollte es Teil Ihrer Behandlung bleiben! Und zwar auf Dauer. Außer es entstehen Umstände, die gegen die Einnahme von Metformin sprechen, eine Verschlechterung der Nierenfunktion etwa. Aber wenn das nicht der Fall ist: egal, was Sie später an weiteren Tabletten oder Insulin brauchen – nach heutigem Wissen sollte Metformin dabei sein!
Und nun kommts drauf an, was jemand ganz generell von Medikamenten hält.
Wenn Sie meinen „Medikamente nehme ich nur im absoluten Notfall – egal, ob sie günstige Eigenschaften für mich haben oder nicht“ dann werden Sie wahrscheinlich ohnehin versuchen, das Metformin abzusetzen, ganz egal was Ihr Arzt, IhreÄrztin sagt.
Bitte gehen Sie dann aber wirklich regelmäßig zur Labor-Kontrolle, um zu sehen, ob Ihr HbA1c auch ohne Metformin so gut bleibt! Und bitte seien Sie sich bewusst: Sie haben jetzt, mit Ihren guten HbA1c-Werten, einen super Erfolg. Aber Diabetes ist leider eine Krankehite, die fortschreitet, die nicht stehen bleibt. Die Insulin-Produktion der Bauchspeicheldrüse wird weniger, beim einen schneller, bei der anderen langsamer… es wird sehr sehr warhscheinlich die Zeit kommen, wo Ihre Zucker-Werte wieder steigen , obwohl Sie nichts anders machen als jetzt. Weil eben die Drüse „schwächer“ wird. Bitte zögern Sie dann nicht, sich behandeln zu lassen – es gibt so viele andere Medikamente und Kombinationen, für jeden und für jede lässt sich eine Lösung finden!