Gar nichts geht mehr - Zuckertante.at

Gar nichts geht mehr

dunkle Wolke

„Ich hab schon länger gar nichts gemacht – nicht gemessen, keine Tabletten genommen, nicht gespritzt…“

„Oje! Damit geht’s Ihnen aber sicher nicht gut! Andererseits – je schlechter die Einstellung jetzt ist, umso schneller werden Sie einen Erfolg sehen, wenn Sie wieder etwas für Ihren Zucker tun! “

Schreiben Sie der Zuckertante, erzählen Sie, gerne auch anonym. Die Zuckertante kann Ihnen z.B. anbieten, dass sie Sie regelmäßig daran erinnert, sich zu melden. Per Mail behandeln darf sie nicht.

Glauben Sie ja nicht, dass das nur Ihnen passieren kann!!!

vogel6Dass  Sie ein ganz schlechter Diabetiker, eine ganz schlechte Diabetikerin sind. Das sind Sie nicht. Denn: wenn man Diabetiker befragt, die die Krankheit schon viele Jahre haben, gibt die Hälfte bis zwei Drittel der Befragten zu, dass es schon Zeiten gegeben hat, in denen sie sich nicht gut um den Diabetes gekümmert haben.  Die Hälfte bis zwei Drittel!!! Bloß redet kaum jemand darüber, nicht beim Arzt und schon gar nicht in der Familie, im Beruf oder im Freundeskreis!

Wie Sie anfangen können, etwas zu verbessern?

bllueteJetzt sind Sie schon einmal hier. Fein. Und jetzt: natürlich so schnell es geht und so gut es geht wieder Ihre Tabletten nehmen, Ihr Insulin spritzen, ein bisschen besser auf Ihre Ernährung achten. Das wollten Sie ohnehin, und das wussten Sie natürlich. Genau das ging aber nicht…

Andere Idee:

Schauen Sie, dass Sie zu einem HbA1c kommen. Damit Sie ungefähr wissen wo Sie stehen! Zuerst einmal nur für Sie alleine.

Für Mutige: als erstes HbA1c bestimmen lassen:

da gibts mehrere Möglichkeiten:

Sie könnten bei der Sprechstundenhilfe Ihres Arztes eine Laborzuweisung verlangen. Die bekommen Sie vielleicht ganz automatisch, weil Sie ja Diabetes haben, und weil in Ihrer Kartei gespeichert ist, dass Sie regelmäßige Labor-Untersuchungen bekommen sollen. Vielleicht hören Sie nur ganz einfach: „Ach ja, Sie waren lang nicht mehr bei der Blutabnahme. Bitteschön…“  Kann natürlich sein, dass der Arzt Sie gleich sprechen will. Weil er sich ohnehin Sorgen macht, weil er lange nichts von Ihnen gehört hat. Wenn Sie hoch und heilig versprechen, bald nach der Blutabnahme wieder in die Ordination zu kommen, ist Ihr Arzt, Ihre Ärztin, wahrscheinlich damit fürs Erste einverstanden. Pfhh. Sie haben Ihre Labor-Zuweisung. Nichts wie raus – und gleich am selben, spätestens am nächsten Tag ins Labor! Damit Sie es nicht wieder verschieben und verschieben….. und sich immer mieser dabei fühlen.

Zu schwierig?  Gehen Sie  zu einer Diabetikerveranstaltung, zu einem Diabetikertag. Da sind viele Menschen, Sie können sich in Ruhe und unerkannt umsehen. Meist gibt es Stände von  Selbsthilfegruppen, die ein Gerät zum HbA1c -Messen mit dabei haben. Die Leute dort sind selbst Diabetiker, fast immer nett, lustig, verständnisvoll – viele von ihnen haben auch Zeiten hinter sich, wo sie sich nicht so gut gekümmert haben um ihren Zucker.

Es gibt grad keine solche Veranstaltung in Ihrer Nähe? Dann gäbe es noch die Möglichkeit, ins Labor zu gehen und privat ein HbA1c machen zu lassen. Kostet in Österreich derzeit ca 24.- EU, am nächsten Tag haben Sie das Ergebnis.

Nun haben Sie das HbA1c

– und entweder einen Schreck, weil es so hoch ist, möglicherweise weit über 10. Wir reden gleich noch drüber.

vogelOder es ist gar nicht so schlecht ausgefallen wie Sie dachten. Dann nehmen Sie das als Motivation, wieder zu beginnen mit Messen, Spritzen, Tabletten Schlucken. Sofort! Heute! Jetzt! Die Erleichterung über den halbwegs passablen Wert macht es Ihnen leichter. Wenn „alles zusammen“ zu viel ist, überlegen Sie, was das Wichtigste ist.

rufzeichen 2xBei ganz hohen HbA1c -Werten: überprüfen Sie, wie gefährlich das Ganze gerade ist. Bei schweren Entgleisungen müssen Sie ins Krankenhaus! Auf jeden Fall, wenn der Zucker gar nicht mehr messbar ist, wenn Ihr Durst, Ihre Müdigkeit immer größer werden, wenn Sie Bauchschmerzen bekommen… ab ins Spital! Sofort. Das kann nicht nur gefährlich werden, das IST gefährlich. Lebensgefährlich. Weil eine Ketoazidose, ein diabetisches Coma droht. NICHT warten!!

Wenn Sie keine Anzeichen für eine Entgleisung, aber ein sehr hohes HbA1c haben: seien Sie sich bewusst, der Zucker kann schnell entgleisen, gefährlich hoch werden, bei einer Krankheit z.B., die Ihnen dazwischenkommt. Oder auch einfach so – wenn Sie länger sehr hohe Werte hatten. ACHTUNG!

Bisschen was verändern

Sie haben nun Ihren HbA1c-Wert, können in etwa einschätzen, wo Sie stehen. Vielen fällt es nun leichter, wieder etwas für den Diabete zu tun. Wenn Sie nicht alles gleichzeitig schaffen, überlegen Sie, was nun das Wichtigste wäre. Dazu gibts eine eigene Seite, hier.

Und nun zum Arzt

Als nächstes wird wohl der Weg zum Arzt sein müssen…  oder in eine Diabetes-Ambulanz. Haben Sie einen Arzt, eine Ärztin, die gut und gerne mit Diabetikern arbeitet? Wenn nicht, suchen Sie nach Diabetes-Scwerpunktpraxen im Internet, fragen Sie in Foren nach, hören Sie sich um. Manchmal hilft ein Wechsel, ein Neu-Anfang.

Vereinbaren Sie einen Termin, und dann: nur Mut. In jeder guten Diabetes-Praxis wird man froh sein, dass Sie kommen, wird Ihnen mit Verständnis und Freundlichkeit begegnen. Wenn Sie sich nun eine Zeitlang schon ein klein wenig besser um Ihren Zucker gekümmert haben, wird das HbA1c bei der nächsten Blutabnahme, die der Arzt sicher haben wollen wird, schon niedriger sein als das, das Sie vorab haben machen lassen. Das bringen Sie zum Gespräch mit und Sie können dann darauf verweisen, dass Sie schon eine Verbesserung geschafft haben.

Für mittelmäßig Mutige:

Anruf bei der nächsten Selbsthilfegruppe! Sie werden Verständnis und Unterstützung finden, hoffentlich. Werden dort vielleicht ein neues Messgerät bekommen. „Neues Spielzeug“ ist oft eine Motivation, wieder anzufangen mit messen und aufschreiben. Erinnern Sie sich an die Schulzeit, wie schön das war, neue Hefte zu bekommen? Bei Selbsthilfe-Gruppen gibt es oft nette Treffen, wo sich Gespräche mit erfahrenen Diabetikern ergeben, die auch so einiges erlebt haben… und Sie bekommen gute Tipps, wohin Sie sich wenden können.

Für nicht ganz so Mutige:

schildkroeteWenn Sie sich nicht trauen, sich ein HbA1c anzusehen, dann versuchen Sie, in Ihrem Alltag irgendwas zu verändern, besser zu machen.  Was das sein könnte, wo Sie anfangen könnten, je nach Therapie-Form, dazu finden Sie ein paar Gedanken hier. Und vereinbaren Sie gleich einen Termin beim Arzt in ein paar Wochen…

 Wenn das HbA1c recht hoch war, dann werden Sie staunen, wenn Sie erleben, um wieviel Sie sich munterer, stärker, fröhlicher, jünger fühlen wenn der Zucker besser eingestellt ist! Freuen Sie sich drauf, gehen Sie es an – jetzt!


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