Diabetes-Vorsorge Untersuchungen:
Also eigentlich ist das ja ein unlogischer Ausdruck. Sie haben doch schon Diabetes! Da kann man wohl nicht mehr „vorsorgen“.
Tja, sicher. Da haben Sie recht. Ist ei bisschen verwirrend. Was mit Vorsorge gemeint ist, das nennen Ärzte elegant „Sekundär-Prävention“. WENN schon was passiert ist ( die Diabetes-Diagnose), dann sollen Diabetes-Vorsorge Untersuchungen mithelfen, dass kein größerer Schaden , kein Diabetes-Spätschaden entsteht. DARUM dreht es sich hier bei „Vorsorge“. Bitte nehmen Sie das ernst!
Was kommt da auf mich zu? Muss ich dauernd zum Arzt?
Was muss unbedingt sein:
einmal im Jahr der „Jahrescheck“. Jedes Jahr:
- Augen-Untersuchung,
- Labor-Untersuchung, mit Langzeitwert (HbA1c),
- Kontrolle Blutdruck Gewicht Größe
- Fuß-Untersuchung: der Arzt oder eine speziell geschulte Diabetes-Schwester soll sich Ihre Füße ansehen und dort nach Anzeichen für Nerven-Schädigungen durch den Diabetes suchen.
Das ist die „Minimal-Variante“.
Zusätzlich sinnvoll, aber nicht alles jedes Jahr: EKG, Ultraschall der Hals-Schlagadern („Carotis-Schall“), Messung der Durchblutung der Beine, ein Belastungs-EKG… das ist aber individuell verschieden, das müssen Sie mit Ihrem Arzt besprechen
Das Wichtigste: Die Augen-Untersuchung!
Augen-Untersuchung: einmal pro Jahr – mindestens!
Hoher Blutzucker kann die Blutgefäße im Auge schädigen, „verkleben“, also die ganz kleinen Schläuche, durch die das Blut fließt und in denen die roten Blutkörperchen, die Erythrozyten, rumschwimmen. Die bringen Sauerstoff. Sauerstoff ist Energie für die kleinen Seh-Zellen in der Netzhaut. Die müssen ja den ganzen Tag arbeiten und brauchen Sauerstoff regelmäßig.
Wenn der hohe Blutzucker so ein Blutgefäß schädigt, merken Sie davon beim Sehen: GAR NICHTS! Es ist anders als bei anderen Augen-Erkrankungen: es gibt KEINE Vorzeichen. Kein verschwommenes Sehen, keine Doppelbilder, keine Unschärfen – gar nichts. Alle diese Beschwerden deuten auf ANDERE Augen-Krankheiten hin!
Wenn ein Blutgefäß in der Netzhaut platzt, dann passiert das immer überraschend – auf einmal sehen Sie plötzlich rote Schleier übers ganze Bild wabern… dann ist’s schon passiert, ein Blutgefäß ist zerrissen und hat in die Netzhaut
eingeblutet.
Augenschäden vermeiden
Zum Glück entwickelt sich so etwas ganz langsam und man kann es verlässlich verhüten: wenn Sie einmal im Jahr zum Augenarzt gehen, wird er sich Ihren „Augenhintergrund„, also die Netzhaut, den „Fundus“, ganz genau ansehen. Wenn alles ok ist: fein! Ihr Augenarzt wird sagen: „Kommen Sie in einem Jahr wieder!“ Wenn er sich nicht ganz sicher ist, bestellt er Sie schon nach 3 oder 6 Monaten. Bitte halten Sie sich daran!
Wenn der Arzt sieht, dass ein Blutgefäß in Gefahr ist zu zerreißen, kann er das mit dem Laser verhindern. Dabei wird ein Laser-Strahl genau auf das kleine Blutgefäß gerichtet, das bald platzen könnte. Die Laser-Strahlen veröden das Gefäß, es bleibt eine kleine Narbe, die Sie aber beim Sehen nicht stört – eine Blutung dagegen hätte Ihrem Sehen geschadet!
Labor-Kontrollen:
mindestens: einmal jährlich HbA1c, Nieren-, Fettwerte, Mikroalbumin im Harn.
Die Nierenwerte, weil hoher Zucker den Nieren schadet.
Mikroalbumin im Harn, weil erhöhtes Mikroalbumin anzeigt, dass die Niere mehr Eiweiß in den Harn durchlässt als sie sollte. Man sollte es rechtzeitig merken, wenn die Nieren krank werden!
Fettwerte, also Triglyzeride, Cholesterin, LDL und HDL: das Cholesterin und das LDL sollten möglichst niedrig sein. Erhöhtes Cholesterin zusammen mit Diabetes ist gefährlich: Zucker und Fett lagern sich an den Innenwänden der Blutgefäße an, das Gefäß wird immer enger, und kann ganz zuwachsen – die Einbahnstraße zu Herzinfarkt, Schlaganfall, Verengungen der Arterien an den Beinen…. Deshalb nehmen fast alle Diabetiker Tabletten, um ihren Cholesterin-Wert zu senken.
Das HBa1c, der „Langzeit-Wert“ sollte öfter kontrolliert werden, damit Sie wissen, wo Sie mit Ihrer Diabetes-Einstellung grad stehen. Einiges zum HbA1c hier.
Fuß-Kontrolle:
am besten vierteljährlich. Sagen alle Empfehlungen.
Aber dafür gibts nirgendwo genug Personal – zumindest einmal jährlich sollen die Füße angesehen werden. Ein Arzt oder eine speziell ausgebildete Krankenschwester untersuchen Ihre Füße, schauen sich genau an, wie es der Haut an den Füßen geht, ob es irgendwo Schrunden, kleine Risse oder gar schon ein beginnendes Druckgeschwür gibt.
Die Krankenschwester oder der Arzt tastet und fühlt die Fußpulse, und testet mit einer Stimmgabel die Empfindlichkeit an Ihren Füßen. Nein, Sie müssen jetzt nicht mit den Füßen hören – eine Stimmgabel ist nicht nur dazu da, Töne zu erzeugen. Sie vibriert, wenn man sie anschlägt.
Der Untersucher hält die Stimmgabel an Ihren großen Zeh. Sie spüren das Schwirren, die Vibration. Das Vibrieren wird immer schwächer und Sie sagen dem Untersucher, ab wann Sie nichts mehr spüren. Damit testet der Arzt, ob Ihre ganz feinen Empfindungs-Nerven gut funktionieren.
Das sind kleine einfache Untersuchungen – die aber verlässlich anzeigen, ob die Durchblutung und die Empfindlichkeit Ihrer Füße in Ordnung sind.
Wenn irgendetwas dabei auffällt, schickt Sie der Arzt oder die Krankenschwester zu weiteren Untersuchungen. Meist zum Neurologen, der genauer testen kann, wie es den Nerven in Ihren Füßen geht. Oder zur Ultraschall-Untersuchung der Arterien in den Beinen.Diese Untersuchungen sind dann ganz besonders wichtig: Hingehen! Unbedingt!
Blutdruck, Gewicht, Größe:
Diabetiker sollten Ihren Blutdruck auf wirklich gute Werte einstellen. Wie beim Cholesterin: möglichst alles vermeiden, was das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, für Herzinfarkt und Schlaganfall, noch zusätzlich zum Diabetes erhöht!
Ideal: Alle 3 Monate:
Labor mit HbA1c, wenn nötig Fett-, Nierenwerte Mikroalbumin
Am Anfang, bald nach der Diagnose:
Erster Jahrescheck, zusätzlich noch EKG, Ultraschall der Halsgefäße, Besuch beim Kardiologen (Facharzt für Innere Medizin, auf Herzkrankheiten spezialisiert).