(Fast) alle Diabetiker messen ihren Blutzucker – aber was fängt man mit den Werten dann an?
Wieso bekommen Sie „so wenige“ Blutzucker-Teststreifen von der Krankenkasse? Und warum bekommt Ihr Nachbar mehr als Sie?
Die Menge der Teststreifen, die jemand bekommt, richtet sich nur nach der Art der Behandlung:
Wenn Sie Tabletten gegen Ihren Diabetes nehmen, bekommen Sie mehr Streifen als die, die ihren Diabetes mit Diät und Bewegung behandeln.
Wenn Sie Insulin spritzen, bekommen Sie mehr als die, die ihren Diabetes mit Tabletten behandeln usw.
Seit Juli 2015 ist das für alle Krankenkassen in Österreich gleich!
Eine Übersicht dazu finden Sie hier: Diabetesbedarf Übersichtstabelle ÖGK
So, hier nun zuerst das
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Kann man mit den Blutzucker-Teststreifen von der Krankenkasse auskommen? Ja, meistens schon…
Ich denke ja.
Mit einer wichtigen Ausnahme.: nämlich ganz am Anfang.
In diesem Beitrag zeige ich Ihnen, wie Sie am besten Ihren Blutzucker messen können – bei jeder Art der Behandlung und mit der Menge Teststreifen, die Sie in Österreich von der Krankenkasse bekommen.
Wann ist Blutzucker-Messung überhaupt sinnvoll?
Eine Blutzuckermessung macht nur dann Sinn, wenn sie zu einer Handlung führt:
- wenn man etwas daraus lernt
- eine Botschaft daraus mitnimmt
- wenn sich damit eine Verhaltensweise beeinflussen lässt
- wenn man etwas mit diesem Wert anfängt
Wenn man die Werte nur aufschreibt und sammelt bringt es nichts, außer, dass man sich vielleicht über hohe Werte ärgert.
Wenn es im Leben drüber und drunter geht… OFT messen!
Keine gute Idee: die Werte nicht messen, wenn man im Urlaub ist oder eine stressige Zeit hat.
Oder die Werte nicht messen, weil man weiß, dass sie gerade schlecht sind und man sie sich gar nicht anschauen möchte.
Das ist keine Erleichterung und keine Entlastung. Im Hinterkopf bleibt die kleine nagende Stimme und das schlechte Gewissen.
Schade! Denn: oft sind die Werte gar nicht so schlecht, wie man vermutet hat!
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Sonderfall Kortison:
Nach einer Cortison-Spritze können die Zuckerwerte sehr hoch werden.
Wenn das einmal passiert, ist es ja nicht so schlimm.
Aber wenn Sie zu den Leuten gehören, die immer wieder eine Cortison-Spritze bekommen müssen, weil Sie ein chronisches Problem an den Gelenken oder der Wirbelsäule haben: dann sollte man sich das näher ansehen.
Sie sollten dann nachfragen, ob Sie immer dieselbe Spritze bekommen und welche das genau ist (Namen, Dosierung). Das sagt Ihnen Ihr behandelnder Arzt sicher gerne!
Dann messen Sie in den nächsten Tagen Ihren Blutzucker häufiger, und zeigen die Werte Ihrem Diabetes-Arzt. Er kann Ihnen dann raten, wie Sie allzu hohe Werte an den Tagen nach der Injektion vermeiden können!
Also: Gerade wenn das Leben aus der Bahn gerät- im guten oder im schlechten Sinne, bei einem freudigen Ereignis wie Urlaub oder einem belastenden Ereignis wie einer Spritze bei einem chronischen Problem... Gerade DANN sind die Zuckerwerte interessant.
In den ruhigen Lebens-Phasen: weniger reicht auch!
Je ruhiger das Leben dahin zuckelt, je gleichförmiger die einzelnen Tage sind, desto weniger spannend sind i.d.R. auch die Blutzuckerwerte.
Hier reicht es meistens aus, seine Werte im Auge zu behalten um zu sehen, ob sich über längere Zeit etwas verändert, ob die Werte so gut bleiben wie sie sind oder ob es nach einiger Zeit doch eine Tendenz gibt, dass die Zuckerwerte ansteigen.
Bei welchen Therapie- und Behandlungsarten wie messen (Österreich: Wie Sie mit den „Krankenkassen-Teststreifen“ auskommen)
Alles ganz neu - Diabetes frisch entdeckt: gesundes Essen + Bewegung + Stress-Reduktion: 50 Teststreifen für 6(!) Monate
Sie haben gerade bei Ihrem Arzt erfahren, dass der Blutzucker zu hoch sei, dass Sie Diabetes haben? Das ist ja eine Überraschung! Natürlich haben Sie nun viele Fragen.
Ihnen wurde sicher geraten, sich Informationen zu holen, bei einem Schulungskurs mitzumachen. Eine gute Idee – es gibt gerade am Anfang so viel zu erklären – und wenn man weiß, worum es geht, fällt alles gleich viel leichter.
Nur: es gibt viel zu wenig Kurse!
Da wäre vielleicht unser Online -Kurs etwas für Sie? Der ist von allen Krankenkassen in Österreich als Typ 2 Schulung anerkannt. Wir treffen uns 3 x per Video, und betreuen Sie 3 Monate lang per Mail.
Die Blutzucker-Werte sind vielleicht noch nicht sehr hoch. Noch keine dramatische Situation. Ihnen wurden am Anfang noch keine Tabletten empfohlen, sondern Sie sollen mit einem gesünderen Lebensstil wie gesunde Ernährung, Bewegung die Zuckerwerte verbessern.
Diabetiker ohne medikamentöse Behandlung bekommen in Österreich 50 Teststreifen für 6 Monate.
Das ist die einzige Situation, in der ich nicht einverstanden bin mit der Teststreifen-Versorgung in Österreich.
Die Idee hierbei ist, dass Sie nur einmal im Monat sich ein sogenanntes 7-Punkt- Profil machen, also einen Tag hindurch sehr häufig Ihren Blutzucker messen. Das machen Sie möglichst an einem relativ normalen Tag, an einem gewöhnlichen Tag. Nicht an einem Tag, an dem Sie sich besonders „brav“ darum bemühen, ein gesundes Diabetiker Leben zu führen:
7-Punkt-Profil 1 x / Monat
Blutzucker messen:
- nüchtern,
- 2 Stunden nach dem Frühstück
- vor dem Mittagessen
- 2 Stunden nach dem Mittagessen
- vor dem Abendessen
- und wieder 2 Stunden danach und
- noch einmal den Nüchtern-Wert am nächsten Morgen.
Mit 50 Teststreifen für 6 Monate können Sie das nur 1 x / Monat machen, denn: 6 (Monate) mal 7 (Tests pro Tag) = 42 Teststreifen verbraucht. Da bleibt kaum etwas für Sonder-Situationen.
Oder: alle 14 Tage 3 Werte messen
Sie könnten natürlich auch alle 14 Tage den Zuckerwert messen, aber dann eben nur dreimal: in der Früh, zu Mittag und am Abend und da liegt es bei Ihnen, ob Sie jeweils vor den Mahlzeiten messen oder 2 Stunden danach.
Bei einer sehr guten Diabeteseinstellung ist ja das Ziel, dass Sie Nüchtern-Werte um oder unter 100mg% haben und 2 Stunden nach dem Essen nicht über 180mg% sind, idealerweise unter 140mg%.
Aber ich weiß, dass diese 7 Teststreifen pro Monat sehr wenig sind und die meisten Menschen, die ihren Diabetes hoch engagiert und hoch bemüht mit gesundem Lifestyle, gesunder Ernährung und Bewegung und Stressreduktion in den Griff bekommen möchten, kommen damit nicht aus und kaufen sich oft Streifen dazu.
Beim allerersten Mal gibt’s was extra:
Es gibt eine Besonderheit und die gilt egal, ob Sie am Anfang Medikamente von ihrem Arzt bekommen oder nicht:
Beim allerersten Mal, wenn Sie Teststreifen von Ihrer Krankenkasse beziehen, bekommen Sie einmal ein 50er Packerl obendrauf (was übrigens viele Ärzte auch nicht wissen).
Damit trägt man der Tatsache Rechnung, dass gerade der frisch entdeckte Diabetiker natürlich häufiger nachschauen muss, um sich heranzutasten und zu lernen.
In unseren Online Kursen dreht sich sehr viel um die Zuckerwerte. Wir geben immer wieder Tipps und Anregungen, wie man gezielt testen kann wie der Körper z.B. auf verschiedenes Essen reagiert oder auf Bewegung.
Das sind Dinge aus denen jeder Diabetiker unheimlich viel lernen kann. Da kommen diese zusätzlichen Streifen gerade recht - wenn Sie sie nicht schon vorher bekommen haben.
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Typ 2 Diabetes + Tabletten: 100 Streifen für 3 Monate
Wenn Typ 2 Diabetiker Tabletten bekommen - egal ob eine Sorte oder 2 oder 3, dann bekommen sie in Österreich 100 Streifen für 3 Monate.
Damit kann man schon etwas anfangen!
3 Monate = ca. 90 Tage.
Sie haben damit in etwa 1 Teststreifen pro Tag zur Verfügung, also 7 pro Woche.
Die dümmste Variante wäre, stur jeden Tag morgens seinen Blutzucker zu messen und sonst nichts.
Der Nüchtern-Blutzucker gibt nur Auskunft darüber, wie weit die Bauchspeicheldrüse es über Nacht geschafft hat, durch ihre Insulinproduktion den Zucker auf halbwegs normale Werte zurückzuführen.
Nüchtern sind Sie gerade noch bis zum ersten Essen und dann nie wieder am Tag!
Nur den Nüchtern-Blutzucker zu messen ist ganz eindeutig zu wenig und hilft auch uns Ärzten in der Beratung und in der Unterstützung unserer Diabetiker da nicht sehr viel.
Viel klüger ist es, wenn Sie ein 7-Punkt-Profil pro Woche machen. Also einen Tag pro Woche so intensiv messen, wie wir es gerade besprochen haben beim Lifestyle etwas höher hier im Artikel
Das kann man so machen und man hat dann einen guten Überblick, wie sich der Blutzucker im Laufe eines Tages so verhält.
Mit 7 Streifen pro Woche können Sie noch viel spannendere Dinge machen!
Sie könnten z.B. zweimal pro Woche den Nüchtern-Blutzucker messen an 2 verschiedenen Tagen.
Einfach um zu sehen, womit starten Sie denn in den Tag, wie ist die Kapazität, die Kraft Ihrer Bauchspeicheldrüse, über Nacht einen guten Morgenzucker zu zaubern.
Dazu: 1mal pro Woche auch zweimal unterm Tag messen.
Also entweder vor dem Mittagessen und vor dem Abendessen oder für die, die es genau wissen wollen und die mit ihrem Diabetes schon in der Feineinstellung sind, 2 Stunden nach dem Mittagessen und nach dem Abendessen. Auch das sollte möglichst an einem normalen Tag, einem Durchschnittstag passieren.
Damit hätten Sie dann pro Woche 4-5 Streifen aufgebraucht.
Also bleiben noch 2-3 Streifen über.
Wichtig: die „besondere Gelegenheit“
Diese übrigen Streifen verwendet man für besondere Fragen.
Für besondere Gelegenheiten.
Zum Beispiel nach Ihrem wöchentlichen unangenehmen Besuch bei Tante Doris, wo Sie jedes Mal die Sahnetorte essen müssen und wo Sie ganz genau wissen, dass Ihr Blutzucker danach in die Höhe schießt.
Hier könnten Sie messen: wie hoch geht der Blutzucker denn wirklich?
Oder: Sie essen etwas, was Ihnen sehr sehr gut schmeckt und wo Sie einen kleinen nagenden Verdacht haben, dass das nicht ganz so optimal für einen Diabetiker ist. Auch da zahlt es sich aus, nicht einfach die Augen zu zumachen und sich ein schlechtes Gewissen anzuzüchten mit "Oh Gott, was habe ich da für einen schrecklichen Fehler gemacht".
Ich weiß ganz genau wie sich Diabetiker oft schlimme Vorwürfe machen!
Daher die Empfehlung: wenn Sie etwas essen was Sie so richtig gern haben, und was Ihnen immer wieder in den Weg springt - wenn das etwas ist, das für Diabetiker gar nicht geeignet ist....schauen Sie das sich einmal genau an:
Wie schaut der Blutzucker zwei Stunden nach dem Essen aus, wie schaut er vier Stunden nach dem Essen aus?
Nehmen Sie dafür 2 Ihrer verbleibenden Streifen und schauen Sie es sich an.
Gar nicht so selten passiert es, dass die Werte gar nicht so hoch sind wie Sie es befürchtet hatten. Und wenn doch, dann wissen Sie wenigstens woran Sie sind.
Bewegung: Zucker sinkt? Stimmt das, was ich in der Schulung gelernt habe?
Sie machen eine schöne lange Wanderung oder eine Sporteinheit im Fitnessstudio. Sie möchten wissen, ob Bewegung wirklich den Blutzucker verringert. Messen Sie!
Vielleicht sehen Sie dann mit großer Genugtuung, dass Ihre Zuckerwerte nach der Bewegung deutlich tiefer liegen als davor.
Freuen Sie sich daran, nehmen Sie es als Motivation fürs nächste Mal!
Es kann auch genau das Gegenteil passieren:
Der Blutzucker ist nach Bewegung sogar höher als davor!
Ärgerlich. Enttäuschend.
Das kann passieren, oft am Anfang, wenn der Diabetes noch frisch ist und die Zuckerwerte dauernd zu hoch. Oder wenn Sie recht untrainiert sind, wenn Ihre Muskeln so viel Bewegung gar nicht gewöhnt sind.
Dann kann es sein, dass die Glukose, der Zucker, der bei Anstrengung aus der Leber ins Blut fließt, nicht schnell genug in die Muskelzellen aufgenommen werden kann – weil im Moment gerade zu wenig Insulin da ist. Der Zucker sammelt sich im Blut und dann messen Sie natürlich einen höheren Blutzucker.
Höherer Blutzucker nach Bewegung zeigt immer ein Zuwenig an Insulin an.
Mit ein bisschen regelmäßigem Training wird es besser!
Wichtig: Bei sehr hohen Zuckerwerten sollten Sie nicht versuchen, Ihren Blutzucker mit Bewegung zu senken.
Was „sehr hohe Zuckerwerte“ für Sie ganz genau bedeutet, das besprechen Sie am besten mit Ihrem Diabetes-Team. Welche Zuckerwerte für Sie zu hoch sind für Bewegung, das hängt teilweise auch davon ab, wo Sie bei Ihrem Diabetes gerade stehen.
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Tabletten + Insulin 1 x täglich: 200 Streifen für 3 Monate
Ihr Diabetes kann mit der Zeit langsam schlechter werden.
Da müssen Sie gar nicht selbst schuld dran sein, denn Diabetes ist nun einmal eine chronische Krankheit, die sich langsam verschlechtert, beim einen schneller, bei der anderen langsamer.
Wir wissen heute, dass Typ 2 Diabetes keine einheitliche Krankheit ist, sondern dass es da ganz verschiedene Verläufe gibt.
Sozusagen verschiedene „Untertypen“ des Typ 2 Diabetes.
Manche Diabetiker können ihre Zuckerwerte viele Jahre lang mit gesundem Essen, Bewegung, Stress-Reduktion und vielleicht mit Tabletten gut behandeln, bei anderen nimmt die Insulin-Produktion viel schneller ab, unabhängig davon wie man sich verhält.
Wenn das bei Ihnen so ist, dann wird vielleicht die Zeit kommen, wo Sie nach einigen verschiedenen Kombinationen von Tabletten doch damit beginnen, ein bisschen Insulin dazu zu spritzen.
Zu wenig eigenes Insulin: die 1. Insulin-Spritze kommt neu zur in Behandlung dazu.
Fast immer beginnt man mit nur einer Insulin-Spritze pro Tag, oft in Kombination mit Ihren Tabletten.
Dafür nimmt man meistens ein länger wirksames Insulin, das nicht die Aufgabe hat, Zucker-Spitzen nach einem Essen auszugleichen, sondern ein Insulin, das Ihre Bauchspeicheldrüse ganz sanft unterstützen soll für einige Stunden.
Das sind häufig Therapieformen, wo Sie am späteren Abend ein bisschen Insulin zu Ihren Tabletten dazu spritzen als sogenanntes „Bedtime-Insulin“.
Damit entlasten Sie Ihre Bauchspeicheldrüse über Nacht und zaubern sich so gute, stabile Nüchtern-Blutzucker-Werte.
Sie kennen das sicher: wenn Ihr Blutzucker morgens in Ihrem Zielbereich ist, dann läuft der ganze Tag besser.
Wenn der Nüchtern-Blutzucker aber schon viel zu hoch ist, können die Tabletten nicht mehr sehr viel ausrichten und die Werte bleiben meist den ganzen Tag lang erhöht.
Die abendliche Insulin-Spritze kann genau dabei gut helfen.
Manche spritzen auch morgens eines der neueren 24 Stunden Insuline.
Wenn Sie so eine Therapie haben, dann bekommen Sie in Österreich von den Krankenkassen 200 Teststreifen für 3 Monate.
BOT-Therapie
Diese Therapie nennt man Basal-unterstützte Orale Therapie.
Das ist „Mediziner-Deutsch“ (und noch dazu kein gutes!):
Basal(-Insulin) = das Insulin, das der Körper immer braucht, rund um die Uhr, unabhängig vom Essen
Mit diesem Basal-Insulin wird die orale Therapie unterstützt.
Oral = „durch den Mund“ = Tabletten.
Therapie = Behandlung
Also: BOT = Behandlung mit Tabletten gegen hohe Zuckerwerte, unterstützt von ein bisschen Insulin.
Wie BOT funktioniert:
Die weitaus häufigere Form ist, dass eben übern Tag Tabletten genommen werden und am Abend - oft gegen 22 Uhr - ein mittellang wirksames Insulin gespritzt wird, das die Aufgabe hat die Bauchspeicheldrüse über Nacht deutlich zu entlasten und seinem Herrchen, seinem Frauchen einen schönen Nüchtern-Zucker zu zaubern.
Das ist besonders dann günstig, wenn ein Diabetiker unter Tabletten über einige Zeit bemerkt hat, dass die Nüchtern-Werte immer höher werden und dass der Zucker dann über den Tag gar nicht mehr so besonders ansteigt, sondern mit ein bisschen Auf und Ab einfach hoch bleibt.
BOT = 200 Teststreifen für 3 Monate
Mit diesen 200 Teststreifen hat man ungefähr 2 Streifen am Tag.
Und nur in dieser Situation, wenn man am Abend das Insulin dazu spritzt, macht es Sinn, dass Sie täglich nüchtern Ihren Blutzucker messen. Denn das Insulin am Abend hat ja die Aufgabe, den Nüchtern-Zucker zu senken.
Dafür nimmt man Insuline, die erst nach ein paar Stunden zu wirken beginnen. Da ist der mehr oder weniger erhöhte Blutzucker nach dem Abendessen schon lang wieder weg.
Deshalb spritzt man immer dieselbe Menge Insulin und die ist nicht davon abhängig, was am Tag davor gelaufen ist oder welchen Blutzucker man am Abend hatte.
Um zu sehen welche Menge Insulin die richtige ist, ist es durchaus sinnvoll täglich den Nüchtern-Zucker zu messen und aufzuschreiben und damit von den 200 Streifen ca. 90 zu verbrauchen.
Die restlichen Streifen verwendet man am besten für einmal in der Woche 2-3 zusätzliche Zuckerwerte unter dem Tag und für „besondere Gelegenheiten“ wie oben bei der Tabletten-Therapie beschrieben.
„Misch-Insulin“ 2 oder 3mal täglich = 300 Streifen/3 Monate
Wenn nun der Diabetes noch ein Stückerl schlechter wird und wenn dann das Insulin am Abend nicht reicht, dann bekommen Diabetiker auch heute noch manchmal eine Behandlung mit Insulin, bei der morgens und abends gespritzt wird.
Dazu verwendet man meist ein Mischinsulin das zusammen gemischt wurde aus einem schnell wirksamen und einem langsam wirksamen Insulin. Sie haben dann EINEN Pen mit einer Flüssigkeit drin, die immer aus denselben Anteilen schnellen und langsamen Insulins besteht, egal wie viel Sie spritzen.
Beispiele:
Mischinsulin 30/70 bedeutet: 30% schnell wirkendes, 70% länger wirkendes Insulin.
Das heißt, wenn Sie z.B. 10 Einheiten spritzen, dann wirken 3 davon (30%) schnell, und 7 Einheiten (= 70%) langsamer und länger.
Oder: wenn Sie 20 Einheiten spritzen, wirken dann eben 6 Einheiten schnell, 14 langsam.
Oder: wenn Sie 15 Einheiten Mischinsulin 30/70 spritzen, dann wirken 4,5 Einheiten (= 30 % von 15) schnell, der Rest, also 10,5 Einheiten (= 70% von 15 Einheiten) langsamer und länger.
Sie verstehen: das VERHÄLTNIS bleibt immer dasselbe!
Bei einer Behandlung mit solchen Misch-Insulinen bekommen Diabetiker oft eine Tabelle mit nach Hause, auf der steht, wie viel Insulin Sie morgens und abends spritzen sollen – abhängig vom Blutzucker.
Also wie viel Einheiten morgens bzw. abends bei Zuckerwerten bis 100, zwischen 100 und 150, zwischen 150 und 200,…
Für diese Diabetiker gibt es 300 Teststreifen für 3 Monate, da sie zwingend den Zucker nüchtern und den Zucker am Abend brauchen um entscheiden zu können, wie viel Insulin sie jeweils spritzen sollen.
Das Problem des Misch-Insulins
Diese Therapie funktioniert nur, wenn man halbwegs regelmäßig lebt und isst! Bei unregelmäßiugem Lebens- oder Essens-Rhythmus KANN man damit keine wirklich guten Zuckerwerte bekommen!
Daher eignet sich diese Art der Behandlung für Menschen, die regelmäßig essen:
Frühstück - Mittagessen - Abendessen, eventuell mit kleinen Zwischenmahlzeiten. Wobei bei allen Mahlzeiten die Menge an Kohlenhydraten ( = Stärke, also Beilagen oder Brot + Zucker, also Obst und Süßes), die gegessen wird, in etwa gleich ist.
Das passt zB für Pensionisten, die ihr endlich regelmäßiges Leben genießen, wo täglich mittags die Suppe und dann der Hauptgang auf dem Tisch steht, wo es nachmittags Kaffee mit einem Stückerl Kuchen gibt und abends 2 Brote mit irgendwas dazu.
Oder für Menschen, die in einem Pflegeheim leben oder die zuhause betreut werden und auch eine ganz regelmäßigen Tagesablauf haben.
Für alle anderen, die flexibler sein wollen, wird es mit Misch-Insulin schwierig.. da gibts bessere, allerdings etwas aufwändigere Möglichkeiten, zu denen kommen wir gleich.
Wenn Sie - bei 2 x Misch-Insulin, morgens und abends - täglich morgens und abends messen brauchen Sie ca. 100 Streifen für morgens und 100 Streifen für abends.
Da bleiben dann auch wieder 100 Streifen über für die besonderen Gelegenheiten:
Zum Beispiel um einmal nach dem Frühstück nachzusehen: „Was bewirkt der schnell wirkende Anteil in meinem Frühstücksinsulin eigentlich? Wie ist denn der Wert vor dem Mittagessen?“ usw.
Genaueres dazu finden Sie weiter oben.
Es ist auch wichtig, dass Sie ein paar Streifen übrighaben, um nachzusehen, was Ihr Blutzucker so „macht“, wenn Sie sich einmal schlecht fühlen oder auch wenn Sie besonders viel Bewegung gemacht haben.
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Spezialfall: Diabetes neu in der Schwangerschaft: 550 Teststreifen
Schwangerschafts-Diabetes: eine junge Frau ist schwanger, sie hatte bisher keinen Diabetes. Aber beim Zucker-Belastungstest in der Schwangerschaft sind ihre Werte zu hoch – sie hat Schwangerschafts-Diabetes (Fachausdruck: „Gestations-Diabetes“)
Sie bekommt 550 Test-Streifen.
Die wird sie auch brauchen – in der Schwangerschaft ist es ganz besonders wichtig, dass die Mutter sehr sehr gute Zuckerwerte hat!
Das Blut der Mutter läuft ja über die Nabelschnur hinüber zum Baby. Es ist für das Kleine nicht gut, wenn im Blut der Mutter zu viel Zucker ist!
Deshalb gelten in der Schwangerschaft sehr strenge Regeln: der Blutzucker sollte nüchtern unter 90 und nach dem Essen immer (!) unter 140mg% liegen – ein ehrgeiziges Ziel, das nur mit viel Testen erreichbar ist.
Schwangere Frauen machen das meist ganz hervorragend, sie kämpfen ja dafür, ihrem Baby einen möglichst guten Start ins Leben mitzugeben.
Spezialfall: eine Diabetikerin wird schwanger: 650 Teststreifen / 3 Monate
Frauen, die vor der Schwangerschaft schon Diabetikerinnen waren, die bekommen 650 Streifen für 3 Monate.
Sie müssen sich ja die ganze Schwangerschaft lang genauestens um ihren Blutzucker kümmern. Da braucht man schon 6 – 7 Tests pro Tag!
Frauen mit Typ 2 Diabetes, die schwanger werden, können zur Behandlung nur Insulin nehmen – nichts anderes ist (derzeit) in der Schwangerschaft erlaubt.
Deshalb lernen diese Schwangeren schnell, wie sie fast perfekte Blutzucker-Werte hinbekommen – fast immer mithilfe eines Langzeit- und eines Kurzzeit-Insulins.
FIT-Therapie: 650 Streifen / 3 Monate
Für Leute die ein Langzeitinsulin benutzen und zusätzlich ein schnelles Insulin vor jedem Essen.
FIT = Funktionelle Insulin Therapie
Das ist die modernste Art der Insulin-Therapie! Mit "FIT" kann man unabhängig von Essens-Zeiten und Essens-Mengen leben - man spritzt jeweils genau so viel Insulin wie der Körper gerade braucht.
Ja, da gibts einiges zu lernen - stellen Sie sich das am besten vor wie einen Führerschein-Kurs. Einen "Insulin-Führerschein-Kurs" sozusagen. Am Anfang ist es viel Rechnerei, aber daran gewöhnt man sich schnell.
"Fit-Diabetiker" spritzen nicht nach einer Tabelle, sondern sie verwenden ein lang wirkendes Insulin ein oder zweimal pro tag, um den "Basis-Bedarf" zu decken.
Dazu kommt schnell wirkendes Insulin:
sie rechnen sich vor jedem Essen selbst aus, wie viel Insulin sie für genau dieses Essen brauchen.
Dazu sollten sie vor jedem Essen:
- den aktuellen Blutzucker-Wert messen: Passt er, oder ist er etwas zu hoch? Wenn er z.B. zu hoch ist, müssen sie das dann in ihre Berechnung mit hineinnehmen und die richtige Menge Insulin-Einheiten zur Korrektur des erhöhten Wertes berechnen
- abschätzen, wie viele Gramm Kohlenhydrate sie gleich essen werden (meist umgerechnet in „Broteinheiten“, BE) und danach das „Insulin fürs Essen“ berechnen
- mit bedenken, ob Sie gerade viel Bewegung oder Sport gemacht haben oder in den nächsten Stunden machen werden, ob sie schwer arbeiten werden usw.
Diese Diabetiker schauen sich auch immer wieder „zwischendurch“ ihren Blutzucker an, um zu sehen, ob sie mit ihrer Berechnung richtig lagen.
Sie kontrollieren ihren Blutzucker auch jedes Mal, bevor sie ein Fahrzeug lenken.
Wenn man sich so intensiv um seinen Diabetes kümmern muss, sind 650 Streifen in 3 Monaten nicht zu viel!
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Insulinpumpe: 650 Streifen für 3 Monate
Das führe ich hier noch der Vollständigkeit halber an.
Es gibt fast keine Diabetiker mehr, die eine Insulinpumpe haben, aber ihren Blutzucker noch mit Testreifen kontrollieren.
Diabetiker mit Insulinpumpe verwenden so gut wie immer einen Sensor, ein kleines Gerät, das im Unterhaut-Gewebe laufend den Zuckergehalt misst, und das meist den Wert auch gleich zur Steuerungs-Einheit der Pumpe rüberfunkt.
Trotzdem brauchen auch diese Diabetiker noch einige Teststreifen, um zu kontrollieren, ob ihr jeweiliger Sensor auch plausible Werte liefert oder zum Beispiel in Situationen, wo sie von ihrem Körper-Gefühl her meinen, dass ihr Blutzucker ganz woanders sei als es der Sensor gerade anzeigt.
Wie kommen Sie mit Ihren Blutzucker-Teststreifen aus?
Wie verwenden Sie Ihre Blutzucker-Teststreifen?
Wenn Sie Fragen haben, oder etwas erzählen, anmerken wollen: Bittesehr, gleich hier unterhalb des Artikels ist Platz dafür!
Ich sehe Ihre Beiträge und antworte darauf.
Die Zuckertante grüßt
und wünscht allzeit gute Werte!
Sehr gute Zusammenfassung!
Leider sind in den Texten, die ja hochinteressant sind, so viele Lücken………
Danke!
Zuerst wusste ich gar nicht was Sie meinen – aber jetzt sehe ich es, auf einmal sind da Stellen die einfach als besonders wichtig, als „highlight“ gekennzeichnet sind, in weiß auf weiß! Ich schaffe es gerade nicht es automatisch umzustellen und habe es für diesen Artikel jetzt einmal händisch gemacht.
Ich fürchte nur, das ist überall so – bloß kann ich heute nicht mehr durchsehen, aber ich kümmere mich darum!
Susanne Pusarnig