Die wichtigste Vorsorgeuntersuchung bei Diabetes:
Warum der jährliche Besuch beim Augenarzt so wichtig ist
Wenn Sie Typ-2-Diabetes haben, gibt es eine Vorsorgeuntersuchung, die Sie auf keinen Fall vernachlässigen sollten, und die Sie am besten so früh wie möglich planen:
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den jährlichen Besuch beim Augenarzt!
Leider wissen wir, dass viele Menschen mit Diabetes in den ersten Krankheitsjahren oft noch recht regelmäßig zur Kontrolle gehen, danach aber immer seltener – das ist gar nicht gut!
Warum gerade der Augenarzt so wichtig ist
Die diabetische Retinopathie, eine Schädigung der Netzhaut durch Diabetes, gehört zu den häufigsten Komplikationen bei Menschen mit Typ-2-Diabetes. Sie entwickelt sich oft schleichend und ohne Warnzeichen. Bis erste Symptome wie Sehprobleme oder gar Blulungen auftreten, kann der Schaden bereits erheblich sein.
Unsere Augen sind auf kleinste, empfindliche Blutgefäße angewiesen, die die Netzhaut mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgen. Ein dauerhaft erhöhter Blutzucker kann diese feinen kleinen Schläuche „verkleben“, einfach schädigen. Das führt zu Durchblutungsstörungen, kleinen Einblutungen und im schlimmsten Fall zur Netzhautablösung.
Das Heimtückische: Viele dieser Veränderungen bemerken Sie nicht selbst. Sie fühlen sich gesund, sehen gut – wenn Sie etwas bemerken, ist der Schaden schon a.
Wie unser Auge aufgebaut ist
Das Auge funktioniert ähnlich wie eine Foto-Kamera, die ja auch Licht „einfängt“ und in Bilder umwandelt.
Die Hornhaut und die Linse
Das Licht fällt zuerst durch die Hornhaut und die Pupille ins Auge. Hinter der Pupille liegt die Linse, die – ähnlich wie ein Objektiv – das Licht bündelt und auf die Netzhaut fokussiert. Das bedeutet. Dass die Linse bewirkt, dass auf der Netzhaut ein scharfes Bild entsteht.
Die Linse passt sich blitzschnell an, je nachdem, ob wir etwas in der Nähe oder in der Ferne betrachten.
Der Glaskörper
Hinter der Linse füllt der Glaskörper das Auge aus. Diese gelartige, durchsichtige Masse stabilisiert das Auge und lässt das Licht ungehindert hindurch.
Die Netzhaut (Retina)
Am hinteren Ende des Auges befindet sich die Netzhaut. Sie ist ein hochsensibles Gewebe, das aus Millionen von lichtempfindlichen Seh-Zellen besteht, den sogenannten Stäbchen und Zapfen.
Jede dieser Zellen arbeitet wie ein ganz kleiner Computer: sie rechnen Lichtreize in elektrische Signale um, ganz ähnlich wie die Pixel im Sensor einer Digital-Kamera aus Licht- und Farb-Eindrücken elektrische Signale machen.
Diese elektrischen Signale werden über den Sehnerv ans Gehirn weitergeleitet und dort entstehen dann die Bilder, die wir sehen.
Die Blutgefäße in der Netzhaut
Die Seh-Zellen arbeiten den ganzen Tag, sei brauchen Energie und die Versorgung übers Blut.
Die Netzhaut wird durch ein Netz feinster Blutgefäße versorgt.
Diese Gefäße sind so dünn, dass rote Blutkörperchen sich teilweise quetschen müssen, um hindurchzukommen. Es sind mit die feinsten und dünnsten Blutgefäße, die in unserem Körper vorkommen.
Das macht sie besonders anfällig für Schäden durch hohen Blutzucker oder Bluthochdruck.
Wie die Untersuchung abläuft
Bei Ihrem jährlichen Augenarztbesuch wird die Netzhaut auf solche Schädigungen untersucht.
Häufig wird dazu die Pupille mit Augentropfen erweitert, damit der Arzt oder die Ärztin die Netzhaut im Detail betrachten kann. Mit speziellen Geräten können Augenärzte Blutgefäße, Nerven und andere Strukturen in Ihrem Auge genau sehen und beurteilen.
Faszinierend: hier können ganz kleine Blutgefäße direkt beobachtet werden und der Augenarzt kann direkt sehen, ob sie gesund sind oder ob schon „Verklebungen“ oder andere Schäden entstehen.
Einige Praxen bieten auch die Möglichkeit, die Netzhaut zu fotografieren. Diese Bilder dienen als Vergleich für zukünftige Untersuchungen. So können selbst kleinste Veränderungen über die Jahre erkannt werden. Falls Ihr Augenarzt diese Möglichkeit anbietet, lohnt es sich, diese Zusatzleistung in Anspruch zu nehmen.
In den meisten Fällen lautet die erfreuliche Nachricht nach der Untersuchung: „Alles in Ordnung. Kommen Sie in einem Jahr wieder.“ Das bedeutet, dass Ihr Augenhintergrund stabil ist und keine Schädigungen vorliegen.
Wenn die Vorsorge vernachlässigt wird
Jetzt kommt der wichtige Teil:
Was passiert, wenn Sie die Vorsorge schleifen lassen?
Unbemerkte Schädigungen
Ohne regelmäßige Kontrollen können Veränderungen an den Blutgefäßen der Netzhaut unentdeckt bleiben. Diese Schäden können zu schwerwiegenden Komplikationen führen, darunter:
Blutungen im Augenhintergrund:
Wenn ein Blutgefäß reißt, treten Blut und Flüssigkeit in den Glaskörper aus. Das führt zu Sehstörungen, etwa roten Schlieren oder dunklen Flecken im Sichtfeld.
Netzhautablösung:
Bei schweren Blutungen kann die Netzhaut sich ablösen, was unbehandelt zu Erblindung führen kann. Zum Glück kann man heute vieles behandeln – zum Beispiel mit Laser oder mit Medikamenten, die ins Auge gespritzt werden. So können Leute noch jahrelang sehen, die noch vor 20 Jahren erblindet wären.
Trotzdem: am besten ist es natürlich, wenn so etwas bei Ihnen nie nötig wird!
Schwierige Behandlungen im Spätstadium
Je länger ein Problem unentdeckt bleibt, desto aufwändiger und belastender ist die Behandlung. In frühen Stadien können Laserbehandlungen oder Medikamente, die alle paar Wochen ins Auge gespritzt werden, helfen. Doch im Spätstadium sind oft operative Eingriffe notwendig – und selbst dann kann nicht immer das volle Sehvermögen gerettet werden.
Angst und Unsicherheit
Natürlich erschrecken Menschen sehr, wenn plötzlich Sehstörungen auftreten. Oft können Ärzte auch nur zusammen mit ihren Patienten und Patientinnen abwarten und beobachten, wie gut eine Behandlung wirkt.
Warum Augenarzttermin "vergessen" wird
Ich verstehe es ja: Einen Termin beim Augenarzt zu bekommen ist nicht immer einfach. Die Wartezeiten sind lang, und die Untersuchung selbst kann lästig sein. Die erweiterten Pupillen beeinträchtigen oft für Stunden die Sicht, und selbst Autofahren ist in dieser Zeit nicht möglich.
Was können Sie tun?
- Planen Sie den Termin frühzeitig: Am Jahresanfang Termine zu organisieren, ist eine gute Strategie. Überlegen Sie, wann Sie Zeit haben, und vereinbaren Sie gleich einen Termin.
- Führen Sie Ihre Werte mit: Notieren Sie den letzten HbA1c-Wert und Ihren aktuellen Blutzucker. Augenärzte fragen oft danach, da diese Werte Hinweise auf Ihr Risiko für diabetische Augenschäden geben können.
Was wird der Augenarzt sagen?
- „Alles in Ordnung, kommen Sie in einem Jahr wieder!“ – Bitte, denken Sie dann nicht, dass der Termin ja eigentlich gar nicht nötig gewesen wäre!
Sondern freuen Sie sich, seien Sie ein bisschen stolz auf sich und auf Ihren Körper trotz Diabetes keine Schäden an den kleinen Blutgefäßgen zu sehen – wunderbar!
Sie sollten das feiern – gerne auch mit einem Gläschen Sekt! – und sich am besten gleich einen Notiz in den Kalender machen, in welchem Monat Sie in der Ordination anrufen und den nächsten Termin vereinbaren möchten. - „Kommen Sie in 6 Monaten – oder in 3 Monaten“ wieder, bitte!“
Oje – da sieht der Augenarzt, dass Veränderungen beginnen oder er möchte einfach noch einmal ganz genau nachsehen, was los ist.
Nun ist es Zeit, sich schnell um eine gute stabile, Diabetes-Einstellung zu kümmern.
Was Sie gleich selbst tun können: starke Blutzucker-Schwankungen vermeiden! Also nun wirklich ziemlich Diabetes-gerecht essen, Medikamente und Insulin wirklich regelmäßig nehmen.
Bitte nicht: Aber bitte keine allzu „heroischen“ Maßnahmen! Falls Ihre Zuckerwerte in den letzten Monaten deutlich zu hoch waren: stabilisieren und langsam(!) absenken! Am besten mit der Hilfe eines guten Diabetes-Teams, eventuell in einer Diabetes-Ambulanz.
Wenn Sie in einer Ambulanz anrufen und um einen Termin bitten: sagen Sie dazu, dass es diesen Augen-Befund gibt und dass Sie Angst haben und dringend um einen baldigen Termin bitten – alle Ambulanzen sind überfüllt, aber wenn Sie am Telefon zeigen, wie es Ihnen geht, wird man sicher versuchen, einen Termin möglich zu machen.
Zusammenfassung
Der jährliche Augenarztbesuch ist eine echte „Vor-Sorge“ – er hilft, ernsthafte Probleme zu verhindern, bevor sie auftreten.
Gerade bei Diabetes sind Ihre Augen ein besonders empfindliches Organ, das regelmäßige Aufmerksamkeit braucht.
Bitte vergessen Sie das nicht - machen Sie sich gleich einen Termin aus – es ist wirklich sinnvoll und wichtig!
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Die Zuckertante grüßt
und wünscht allzeit gute Werte!