Wie schnell kann das HbA1c sinken? - Zuckertante.at

Wie schnell kann das HbA1c sinken? – Was Sie realistischerweise erwarten können

Eine der häufigsten Fragen, die ich von meinen Patienten und Patientinnen  mit Typ-2-Diabetes höre, lautet:

„Frau Doktor, wie schnell kann mein HbA1c eigentlich sinken?“*

Das Interesse daran ist groß, denn das HbA1c, der Langzeitwert, ist ein zentraler Wert bei der Kontrolle von Diabetes. Aber wie schnell lässt sich dieser Wert wirklich verbessern, wenn Sie Ihre Ernährung umstellen, mit einer Therapie beginnen oder Medikamente neu einnehmen?

In diesem Artikel werde ich Ihnen ausführlich erklären, wie schnell das HbA1c sinken kann  und welche Faktoren die Veränderung beeinflussen.
Seien Sie dabei aber gewarnt: Es gibt keine „Wundermittel“!
Geduld und realistische Erwartungen sind der Schlüssel zum Erfolg.
Los geht's!

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Was ist das HbA1c eigentlich?

Zunächst ein kurzer Rückblick für alle, die sich nicht mehr genau erinnern: Das HbA1c ist ein „Blutzucker-Langzeitwert“, der den durchschnittlichen Glukosespiegel der letzten drei Monate  widerspiegelt. Der Wert wird in Prozent gemessen und gibt an, an wie viel Prozent des Hämoglobins Zucker gebunden ist.
In verschiedenen Phasen Ihres Lebens mit Diabetes kann es sein, dass sich Ihr Ziel für das Hba1c ändert.
Dazu können Sie hier ganz genau nachlesen.

Bei Menschen ohne Diabetes liegt das HbA1c üblicherweise unter 5,8%.

Menschen mit Diabetes streben oft einen Wert von unter 7 % an, was auf eine gute Blutzuckerkontrolle hinweist.

Je höher der HbA1c-Wert ist, desto höher war der durchschnittliche Blutzuckerspiegel in den letzten Wochen und Monaten – und desto größer ist das Risiko für langfristige Komplikationen.

Aber wenn Sie nun beginnen, gesünder zu essen, regelmäßig Ihre Medikamente zu nehmen und sich mehr zu bewegen, wie schnell kann sich Ihr HbA1c verbessern?

Realistische Erwartungen: Wie viel kann sich das HbA1c senken?

Ein häufiges Missverständnis besteht darin, dass viele glauben, sie könnten das HbA1c in kürzester Zeit drastisch senken.

In der Regel ist das jedoch ein Prozess, der  Geduld und Beharrlichkeit  erfordert.

In den meisten Fällen kann das HbA1c in drei Monaten um etwa 1 bis 2 Prozentpunkte gesenkt werden.

Das mag vielleicht nicht nach viel klingen, aber das ist ein riesiger Erfolg**!

Um Ihnen ein Beispiel zu geben: Wenn Ihr HbA1c-Wert zu Beginn der Therapie bei 10 % liegt, dann ist es durchaus realistisch, in drei Monaten auf 8 % zu kommen.

Für viele Menschen ist das eine enorme Erleichterung, denn jeder Schritt in Richtung eines besseren Blutzuckerwertes bedeutet, dass Sie das Risiko für diabetesbedingte Komplikationen wie Augenprobleme, Nierenschäden oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen senken.

Warum sinkt das HbA1c bei hohen Werten schneller?

Besonders wenn Sie mit einem sehr hohen HbA1c-Wert starten – sagen wir über 10 %-, sind die anfänglichen Senkungen oft besonders deutlich.

Bei sehr hohen HbA1c-Werten kann der Wert in den ersten drei Monaten nach einer Therapieumstellung um bis zu 2 Prozentpunkte sinken.

Das liegt daran, dass bei hohen Werten meist gravierende Ernährungsfehler oder unzureichende Therapien vorliegen, die relativ einfach korrigiert werden können.

Ein typisches Beispiel sind Menschen, die große Mengen an zuckerhaltigen Getränken konsumiert haben, ohne zu wissen, dass sie Diabetes haben.

Ein Patient von mir, der bis zu sieben Liter süße Limonade am Tag trank, hatte ein HbA1c von über 12 %. Allein durch das Weglassen dieser Limonaden sank sein Wert innerhalb weniger Wochen drastisch. Natürlich sind solche extremen Fälle nicht die Regel, aber sie zeigen, wie schnell sich das HbA1c verbessern kann, wenn man nur die schwersten „Diabetes-Fehler“ abstellt.

vogerl auf hometrainer

Langsamere Fortschritte bei niedrigeren HbA1c-Werten

Wenn Sie bereits auf einem moderaten Niveau sind – sagen wir ein HbA1c zwischen 8 und 9 % – werden die Fortschritte etwas langsamer, aber nicht minder bedeutsam sein.

 In diesen Fällen kann man in drei Monaten eine Verbesserung um etwa 1 Prozentpunkt erwarten. Von 9 % auf 8 % zu kommen, ist ein großer Erfolg, der sich positiv auf Ihre langfristige Gesundheit auswirken wird.

Sind Sie bereits unter 7 %, dann wird es naturgemäß immer schwieriger, das HbA1c noch weiter zu senken. Hier kann man in den nächsten Monaten nur noch mit kleineren Schritten rechnen, z. B. einer Verbesserung um 0,5 Prozentpunkte.
Diese letzten Schritte sind oft die härtesten, weil der Körper bereits eine gute Blutzuckerkontrolle erreicht hat und weitere Verbesserungen mehr Einsatz erfordern.

Warum sind kleine Fortschritte genauso wichtig?

Ich weiß, dass viele Menschen ungeduldig werden, wenn sie nicht sofort große Erfolge sehen. Aber ich kann Ihnen gar nicht oft genug sagen, wie wichtig es ist, auch kleine Fortschritte zu feiern. Wenn Sie Ihr HbA1c in drei Monaten um 1 Prozentpunkt gesenkt haben, dann ist das fantastisch! Klar, Sie könnten theoretisch mehr erreichen wollen, aber diese Verbesserungen summieren sich über die Zeit.

Das Problem ist, dass wir oft nur auf das „Endziel“ schauen und die Schritte dorthin nicht genug würdigen.

Das führt zu Frustration, und Frustration kann dazu führen, dass man das Handtuch wirft.

Seien Sie nett zu sich selbst!

Wenn Sie  zum Beispiel vorher nur unregelmäßig Medikamente genommen haben und jetzt Ihre Tabletten jeden Tag einnehmen, ist das ein Erfolg, auch wenn das HbA1c noch nicht „perfekt“ ist.

Rückschläge sind normal – und sie sind kein Weltuntergang!

Jeder Mensch macht im Laufe seines Lebens mit Diabetes Phasen durch, in denen er die Therapie schleifen lässt.

vogerl bibbert

Ob es nun durch Stress, Krankheit oder einfach den Alltag passiert – manchmal nimmt man seine Tabletten nicht regelmäßig, verpasst Insulindosen oder lässt ärztliche Kontrollen ausfallen. Das passiert fast jedem. Aber die gute Nachricht ist:
Es ist nie zu spät, wieder anzufangen!

Vielleicht waren Ihre Blutzuckerwerte in letzter Zeit höher als gewünscht, und Sie stehen kurz vor einem Arzttermin, der Sie nervös macht. Oder Ihr Laborwert zeigt ein erschreckend hohes HbA1c. Das mag ein „Weckruf“ sein, aber es ist nicht das Ende der Welt.

Sie können jederzeit wieder einsteigen und anfangen, auf sich zu achten

Wie gelingt der Neustart?

Oft braucht es einen kleinen Auslöser, um wieder Boden unter den Füßen zu bekommen.
Das kann ein Arztbesuch sein, ein Laborergebnis oder vielleicht sogar ein neuer Motivationsschub, weil Sie sich zu einem Reha-Aufenthalt entschieden haben. Wichtig ist, dass Sie Schritt für Schritt vorgehen und sich nicht zu sehr unter Druck setzen.

Wenn Sie Ihre Medikamente vorher nur zwei- oder dreimal pro Woche genommen haben, dann ist es schon ein großer Erfolg, wenn Sie es in den ersten Wochen schaffen, die Tabletten fünfmal pro Woche zu nehmen. Jede kleine Verbesserung zählt, und diese Schritte sollten Sie feiern. Perfektion ist nicht das Ziel, sondern Fortschritt.

Was tun, wenn sich das HbA1c nicht so schnell senkt wie erhofft?

Es kommt immer wieder vor, dass Menschen drei Monaten lang sich besser ernähren, regelmäßig ihre Medikamente nehmen und sich dann wundern, warum ihr HbA1c nicht im gewünschten Maß gesunken ist. Das kann frustrierend sein. Doch auch hier gilt: Jede Verbesserung ist ein Erfolg, und Sie sollten sich auf die positiven Veränderungen konzentrieren.

Es gibt viele Faktoren, die die Geschwindigkeit der HbA1c-Senkung beeinflussen. Dazu gehört unter anderem die Dauer des Diabetes und wie gut Ihre Bauchspeicheldrüse noch Insulin produziert. Auch Ihre Medikation spielt eine Rolle: Manchmal muss die Therapie angepasst oder verbessert werden, um das bestmögliche Ergebnis zu erzielen.

Deshalb ist es wichtig, regelmäßig mit Ihrem Diabetologen oder Ihrer Diabetologin Rücksprache zu halten und die Therapie zu optimieren.

Extreme Senkungen: Gibt es sie wirklich?

Es gibt durchaus Fälle, in denen Menschen extrem schnelle Senkungen ihres HbA1c erleben. Ein Patient, den ich in der REHA kennenlernen durfte, hatte bei der Diagnose einen HbA1c von 12,6 % und kam 8 Monate später mit einem Wert von 6,0 % zur REHA. Natürlich gibt es solche „Erfolgsgeschichten“, aber sie sind die Ausnahme, nicht die Regel.

Das bedeutet jedoch nicht, dass Sie weniger stolz auf Ihre eigenen Erfolge sein sollten. Selbst wenn das HbA1c „nur“ um einen Prozentpunkt gesunken ist, haben Sie einen wichtigen Schritt in Richtung einer besseren Gesundheit gemacht!

Das Fazit: Geduld und Kontinuität zahlen sich aus

Zum Abschluss möchte ich Ihnen noch einmal mitgeben, dass die Senkung des HbA1c  ein Prozess ist, der Zeit und Geduld erfordert. Wenn Ihr Ausgangswert sehr hoch ist, können Sie in den ersten Monaten deutliche Verbesserungen erwarten.
Aber je näher Sie den Zielwerten kommen, desto langsamer werden die Fortschritte.
Lassen Sie sich davon nicht entmutigen!

Jede kleine Verbesserung ist ein Erfolg, und die wichtigste Botschaft lautet:

vogerl springthoch


Feiern Sie Ihre Erfolge!

Und vergessen Sie nicht: Es muss nicht so schwer sein, wenn Sie sich Schritt für Schritt vorarbeiten und sich selbst die nötige Zeit geben. Die Zuckertante steht Ihnen dabei gerne zur Seite – und wünscht Ihnen allzeit gute Werte!

die Zuckertante Dr. Pusarnig

Die Zuckertante grüßt
und wünscht allzeit gute Werte!

  • Johanna sagt:

    Sehr geehrte Fr. Dr. Pusarnig,
    was halten Sie von einem bariatischen Eingriff bei einem BMI von 49,5 also Adipositas ?
    Liebe Grüße


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