Hafertage bei Typ 2 Diabetes - Zuckertante.at
Schüssel Haferbrei mit Heidelbeeren

Hafertage!

„Ja bringt denn das etwas, soll man das machen bei Typ 2 Diabetes? Und schmeckt das nicht einfach schrecklich?“  

Dazu alles Wichtige  anhand eines tollen Artikels in der Zeitschrift „Diabetologie und Stoffwechsel“ der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (Heft 6/2023)

So habe ich Hafertage kennengelernt

Ich habe 1986 – so lang ist das her! -  begonnen mit Menschen mit Diabetes zu arbeiten an der 3. medizinischen Abteilung im Krankenhaus Lainz in Wien - heute heißt das Krankenhaus  Hietzing.
Auf dieser Station hat ab 1929 Professor Carl von Noorden gearbeitet, und wir hatten damals noch eine „Carl von Noorden“-Station als Erinnerung an ihn.

Wir hatten noch einige seiner Traditionen lebendig im Haus, unter anderem seine Rezepte für die Hafertage.
Denn Prof. Carl von Noorden war einer der ersten, der über Hafertage geschrieben hat und der ganz praktische Anleitung gegeben hat wie man so einen Hafertag  durchführen kann.

Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich im Spital war, wars ganz selbstverständlich, dass wir für unsere Patientinnen und Patienten immer wieder 1, 2 oder 3 Hafertage verordnet haben.

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Ab hier berichte ich über folgenden Artikel, und wenn über eigene Erfahrungen, über meine eigene Meinung schreiben, dann tue ich das in kursiver Schrift.
Alles in normaler Schrift ist eine Wiedergabe dieses Artikels:

 „Metabolische Effekte von Hafer, Hafertagen und Betaglucan“ 

von Dr. Winfried Keuthage, aus: „Diabetologie und Stoffwechsel“, Heft 6, 2023

Was ist Hafer?

Hafer ist ein Getreide, in Mitteleuropa schon seit ungefähr 1000 Jahren bekannt.

Haferflocken sind sicher das bekannteste Haferprodukt, es gibt auch Hafer als volles Korn. Für Haferflocken werden die Körner zuerst entspelzt, dann wärmebehandelt, zu Flocken gewalzt und schließlich getrocknet.

Kohlenhydrate

Hafer hat relativ viel biologisch wertvolle Eiweiße und ungesättigte Fettsäuren, aber der Hauptbestandteil sind natürlich wie bei jedem Getreide Kohlenhydrate:
in100  Gramm Haferflocken  zwischen 60 und 70 Gramm Kohlenhydrate, von denen maximal ein Gramm Zucker, der glykämische Index GI ist 40.

Eiweiß

Der Eiweiß- Gehalt  ist für ein Getreide recht hoch, zwischen 12,5 und 13,7 Gramm pro 100 Gramm.  
Mehr als die Hälfte besteht aus essentiellen Aminosäuren, das sind für uns Menschen besonders wertvolle Aminosäuren, die wir mit der Nahrung zu uns nehmen müssen ähnlich wie Vitamine, also Aminosäuren die wir nicht selber herstellen können.

Hafer bei Zöliakie/Gluten Unverträglichkeit?

Hafer und Haferprodukte enthalten kein Gluten, sind daher für Menschen mit Zöliakie völlig unbedenklich.

Allerdings kann es zu Verunreinigungen kommen beim Anbau und Verarbeiten, dass also irgendwo in der ganzen Kette von Anbau bis Haferflocke im Sackerl irgendwo der Hafer doch mit zum Beispiel Weizen in Kontakt kommt.

Menschen, die an Zöliakie erkrankt sind, sollten daher wenn sie Haferprodukte , drauf achten dass da drauf steht „glutenfrei hergestellt“. Das ist eine Sicherheitsmaßnahme.

Fette

Im Vergleich zu anderen Getreidesorten hat Hafer einen recht hohen Gehalt an ungesättigten Fettsäuren, Omega 9 und Omega 6, also Fettsäuren die für uns einfach recht gut sind,  zwischen 5 und 9 Gramm pro 100 Gramm

Vitamine etc.

Hafer ist reich an Vitaminen, Mineralstoffen. Thiamin, Magnesium Phosphor Zink Eisen Kupfer Mangan…

Interessant ist auch, dass wir bis heute schon 113 sekundäre Pflanzenstoffe im Hafer kennen, das sind Pflanzenstoffe von denen wir nur teilweise wissen wie sie im Körper wirken, z.B. Avenanthramit, ein Polyphenol, das wirkt gegen Atherosklerose und auch ein klein wenig gefäßerweiternd.

Das sind ganz kleine Wirkungen, die bei weitem nicht an die Wirkungen von Medikamenten herankommen, aber das sind Kleinigkeiten, die Hafer immer interessanter machen.

Ballaststoffe

 Im Hafer sind so viele Ballaststoffe drinnen, dass Haferflocken immer als Vollkorn-Produkt gelten!
100 Gramm Hafer enthalten zwischen 8 und 12 Gramm Ballaststoffe.

Diese Ballaststoffe sind sehr günstig für die Verdauung.
Sie binden viel Flüssigkeit, vergrößern das Stuhlvolumen und helfen auch dem Darm ein bisschen besser zu funktionieren.

Es sind auch ziemlich viele lösliche Ballaststoffe dabei und die bilden eine Art zähflüssiges Gel innen an der Oberfläche des Darms und das hilft mit, dass sich dort eine gesunde Darmflora gut entwickeln kann.

Man nimmt auch an, dass es diese Eigenschaft von Haferist, was Immunsystem-stärkend wirkt.

Betaglucan

 Betaglucan hat mit Glukose, Zucker gar nichts zu tun, es ist ein wichtiger und sehr gesunder Ballaststoff.
Betaglucan gibt es in dieser Form nur im Hafer und dort noch dazu in recht großen Mengen.
Beglucan  ist verantwortlich für

Gesundheitliche Vorteile von Hafer

Die EFSA, die European Food Safety Authority , ist eine Organisation der Europäischen Union. Sie bewertet Lebensmittel auf gesundheitsfördernde Effekte und vergibt „Health Claims“ – gesundheitsbezogene wissenschaftlich gesicherte Angaben.

Für Hafer:

Nr. 1: Betaglucane, also der wirksame Stoff im Hafer, tragen zur Aufrechterhaltung eines normalen Cholesterinspiegels im Blut bei.

Nr. 2:  der Verzehr von Betaglucanen aus Hafer oder Gerste als Teil einer Mahlzeit trägt dazu bei, den Anstieg des Blutzuckerspiegels nach dieser Mahlzeit zu verringern und

Nr.3:  Betaglucan aus Hafer senkt nachweislich den Cholesterin Spiegel im Blut. Ein hoher Cholesterin- Spiegel ist ein Risikofaktor für die Entwicklung einer koronaren Herzkrankheit

Aus den Praxis-Empfehlungen der Deutschen Diabetes Gesellschaft:
Diese Leitlinien sind für alle Ärzte, die mit Menschen mit Diabetes arbeiten sehr wichtig, wie eben die klügsten Köpfe und die erfahrensten Forscher in Leitlinien zusammenfassen das jeweils aktuelle Wissen zu einem Thema.

Diese Leitlinien werden immer wieder erneuert, wenn neues Wissen dazukommt und das macht es auch so spannend!

Ich arbeite jetzt seit 30 Jahren mit Menschen mit Diabetes und Sie können sich gar nicht vorstellen, was sich da alles geändert hat und es ist ja eigenartig mit dem Hafer:  den habe ich in meinem allerersten Jahren im Spital kennengelernt und jetzt kommt er wieder … finde ich schön!

Hier steht:

„Im stationären Setting - also wenn Menschen im Spital liegen -  sind zur Durchbrechung starke Insulinresistenz 2tägige Hafer- bzw. Ballaststofftage sehr zu empfehlen.
Diese müssen hypokalorisch sein  - sollen also weniger Kalorien enthalten - und einen hohen Ballaststoffanteil enthalten. Die Hafertage sind dabei sehr effektiv.
Die Blutzuckerspiegel steigen nach dem Verzehr ballaststoffreicher Haferprodukte im Vergleich zu anderen Mahlzeiten mit einer vergleichbaren Menge an Kohlenhydraten nicht so stark an und es wird eine geringere Insulinsekretion induziert.“

Wenn Sie Kohlenhydrate aus Hafer essen,  braucht die Bauchspeicheldrüse weniger Insulin als bei anderen Mahlzeiten mit gleich vielen Kohlenhydraten.

Da kommen wir gleich zu einem häufigen Kritikpunkt an diesen Hafertagen:
vor allem Menschen die einen Sensor tragen, sehen oft, dass sie nach einer Hafermahlzeit recht hohe Zuckerspitzen haben. Was man dabei oft übersieht ist, dass man bei diesen Hafertagen fast nur Hafer, also Kohlenhydrate, isst.  Wenn man ein anderes Kohlenhydrat so pur essen würde, wären wahrscheinlich die Spitzen genauso . höher
.

Hafertage

Wenn Sie Medikamente gegen Diabetes nehmen – ACHTUNG!

Besprechen Sie das Vorhaben „Hafertage“ IMMER zuerst mit ihrem Diabetes-Arzt oder mit Ihrer Diabetes-Ärztin!
Achtung, Hypo-Gefahr:
Besonders wenn Sie Insulin spritzen – auch bei „nur einmal täglich Insulin“! – oder wenn Sie ein Medikament aus der Klasse der „Sulfonylharnstoffe“ nehmen:
ACHTUNG, der Blutzucker kann zu tief gehen, Sie können an Hafertagen und auch an den Tagen danach eine Hypoglykämie, eine Hypo, eine Unterzuckerung bekommen!
Riskieren Sie das nicht!
(„Sulfonylharnstoffe“ sind zum Beispiele Medikamente wie Gliclazid, Diamicron, Glimepirid, Amaryl, Gliquidon, Glurenorm,…  am besten sich IMMER zuerst erkundigen ob Sie Hafertage machen dürfen!)
Bei allgemeinen Fragen können Sie mir auch gerne schreiben, aber natürlich darf ich Ihnen unbekannterweise keine Empfehlungen zu IHRER Diabetes-Behandlung geben!)

„Strikte“ Hafertage nach Prof. Carl von Noorden

Die ursprüngliche Form, wie wir sie in Lainz gemacht haben und wie es Prof. Carl von Noorden mitgebracht und natürlich auch in Lainz in der Küche bekannt gemacht hat und wie es auch in den 80er 90er Jahren bei uns noch gemacht worden ist:

über den Tag verteilt 225 Gramm Haferflocken in 3 Portionen geteilt.
Je ein Drittel - jeweils 75 Gramm - mit jeweils 500 Milliliter heißem Wasser oder fettfreier Gemüsebrühe übergießen und mit Gewürzen ein wenig abschmecken.

Prof. Carl von Nooden hat gesagt, auf andere Zutaten sollte vollständig verzichtet werden.

Viel trinken!

Unsere Leute in der Küche damals - da kann ich mich noch gut erinnern -  hatten ein großes Schraubglas mit einer Gewürzmischung, die sie immer für diese Hafertage verwendet haben. Die haben sie selber zusammengemischt  - ich habe keine Ahnung was da  drinnen war, damit hat es einfach ein bisschen herzhafter geschmeckt.

Diese strengen Hafertage wie sie ursprünglich erfunden worden sind, werden heute kaum mehr gemacht, weil alle Leute so maunzen, dass das so schlecht schmeckt.

Naja. Ja klar, niemand war vom Geschmack begeistert. Aber wenn Menschen gesehen haben, dass sie nach diesen Hafertagen viel weniger Insulin brauchten und dass die Zuckerwerte besser sind, dann die haben das eigentlich gern in Kauf genommen.
Was ist so schlimm dran 2 Tage lang nur Zeug zu essen, das einem nicht schmeckt?

Natürlich haben wir auch selbst die Hafertage ausprobiert. Ich kann mich an einen Wochenenddienst erinnern,  der ging von Samstag 08:00 Uhr bis Montag 13:00 Uhr, wo ich die 2 Hafertage Samstag Sonntag gemacht hab und ich hab das warm gegessen, habs nussig und nicht so schlimm gefunden. Zweimal bin ich beim Essen weggerufen worden auf die Station und hab das Zeug dann später in kalt und klebrig gegessen – also das war wirklich kein Genuss, aber ansonsten hab ich das nicht so tragisch gefunden.

Gemäßigte Hafertage

So werden  sie heute fast überall gemacht.

Über 2 bis 3 Tage mit jeweils 3 Mahlzeiten pro Tag.
Pro Mahlzeit 60 bis 80 Gramm Haferflocken. (80g sind vielen  Menschen zu viel, mein Tipp wäre mit 60g anzufangen und nur wenn es zu wenig ist 65, 70 Gramm bis 80 Gramm probieren)
Die Haferflocken werden mit Wasser oder Gemüsebrühe übergossen und dann darf man noch dazu mischen, damit es besser schmeckt:
Entweder 50 Gramm Gemüse oder 50 Gramm Beeren, Himbeeren zum Beispiel, oder 20 Gramm Nüsse.
Kleine Mengen von Süßstoff Zitronensaft Gewürzen bei Bedarf.

Viel trinken!

Ärzte, die mit Hafertagen arbeiten, empfehlen oft diese gemäßigten Hafertage mehrmals zu machen und zwar 2 bis 3 Tage hintereinander und das zum Beispiel alle 4 bis 6 Wochen wiederholen.

Das ist etwas was man wirklich aus ganzem Herzen empfehlen kann.

Studien zu Betaglucan aus Hafer

Englisch Oatmeal  = Haferflocken

 

“Oatmeal diet days may improve insulin resistance in patients with type 2 diabetes mellitus”  (Zern et al, 2013) 1

 

50 Patienten  mit  Typ 2 Diabetes, Insulinresistenz, die sehr hohe Insulinmengen brauchten: über 100 Einheiten Insulin pro Tag .
2 Hafertage in der strengen Form.
Die Insulinempfindlichkeit ist deutlich besser geworden und 62% der Patienten haben danach für längere Zeit deutlich weniger Insulin gebraucht.

Clinical benefit of a short term dietary oatmeal intervention in patients with type 2 diabetes and severe insulin resistance (Prof. Lammert et al, 2018) 2

Ein sehr interessanter Weg, empfehle ich gerne auch!
Das waren zwar nur 14 Patienten mit schlecht eingestelltem Diabetes, Insulinresistenz,  Insulintherapie mit mehr als 1 iE
Insulin pro kg Körpergewicht täglich.

Sie haben den Leuten 2 Tage lang normale aber gesunde Diabetesdiät gegeben, danach 2 strikte Hafertage, das war der Tag 3 und der Tag 4 ,und am Tag 5 haben sie wieder eine möglichst schmackhafte gute Diabetes- gerechte Diät gegeben.

Ergebnis: deutliche Verbesserungen der Zuckerwerte.
Die Insulinmengen haben sich reduziert um 42%!
Also jemand der früher 100 Einheiten gespritzt hat, hat nur mehr 60 Einheiten gebraucht, das ist wirklich eine tolle Reduktion! Bei der nächste Blutabnahme mit HbA1c hat man auch Verbesserungen gesehen!

Dietary intervention with oatmeal in patients with uncontrolled type 2 diabetes mellitus – a crossover study (Delgadeo et al, 2019) 3

Eine sehr ähnliche Studie mit einer Kontrollgruppe:
Insgesamt 15 Patienten, 10 davon haben dasselbe Diätschema bekommen: 2 Tage Spitals-Diabetes-Diät, 2 Hafertage, 1 Tag Diabetesdiät
Die übrigen 5 Patienten bekamen 5 Tage lang die Spitals-Diabetes-Diät
Die Leute, die Hafertage gemacht haben, haben um 37% weniger Insulin gebraucht und 4 Wochen nach diesen 5 Diät-Tagen, war das HbA1c besser.

Aber -  ich spritze ja kein Insulin?

Jetzt werden Sie vielleicht sagen: „Ja aber ich spritze gar kein Insulin, das interessiert mich alles nicht!“
Naja, wenn man Insulin spritzt, kann man sehr genau sehen wieviel Insulin der Körper zusätzlich braucht und damit die Entlastung beobachten:  wenn jemand 100 Einheiten vorher spritzt und nachher 60 Einheiten, dann braucht er um 40% weniger. Das ist ganz einfach.

Wenn Sie jetzt Insulin spritzen, dann tut sich in Ihrem Körper natürlich genau dasselbe: bei Ihnen wird die Bauchspeicheldrüse ja im selben Ausmaß entlastet, muss also an den Hafertagen um ca 1/3 weniger Insulin herstellen

Das ist schon ein Befund, der wirklich spannend ist!

Aus dem Artikel: ein Fallbeispiel

 „Herr M, 57 Jahre, Diabetes mellitus Typ 2 seit 3 Jahren, Gewicht 113 Kilo, Body Mass 36 -  also ein stark übergewichtiger 57 jähriger.  Herr M stellt sich erstmals in unserer Praxis mit einem HbA1c Wert von 8,3% vor  -  nicht so toll – er wünscht aber die Behandlung weiterhin ohne Medikamente gegen Diabetes .“

Die Ärzte waren wahrscheinlich nicht wirklich begeistert. Er nimmt allerdings ein Blutdruck Mittel gegen erhöhten Blutdruck, was auch sehr schlau ist.

Er wird 10 Wochen lang in dieser Praxis betreut, bekommt eine Diabetesschulung aufgeteilt auf 10 Wochen, führt regelmäßig Hafertage durch, und zwar 2 Hafertage pro Monat. Nach 6 Monaten hat er nicht mehr 113  Kilo sondern 108 Kilo und einen Langzeitwert nicht von 8,3 sondern von 6,6.“

Und das sind so die Sachen, die wir in der Praxis auch immer wieder sehen, wenn Menschen sich wirklich darüber trauen und Hafertage regelmäßig machen.

Was ich an Hafertage so gut finde

Was ich so genial finde an diesem Hafertagen, ist diese „Punkt- Intervention“ -  dass man nicht sagt: “Sie müssen immer und täglich ganz genau Diät essen!!“ , was ja sehr vielen Menschen sehr schwer fällt einzuhalten und viele schaffen es gar nicht.
Dieser dauernde Frust:, die Selbst-Vorwürfe „Ich habe schon wieder nicht diabetesgerecht gegessen!“  das tut  niemandem gut und ganz bestimmt nicht den Zuckerwerten.

2 Hafertage einmal pro Monat und vielleicht die 2 Tage davor und einen Tag danach auch noch besonders auf Diabetes-gerechtes Essen zur achten, das fällt vielen Menschen gerade in unserer Zeit leichter als das dauernde Perfekt-Sein zu müssen oder zu glauben, dauernd perfekt sein zu müssen.

Das heißt jetzt natürlich nicht, dass ich empfehle: „Essen Sie was sie wollen und machen Sie 5 Hafertage und alles ist gut!“ natürlich nicht!  Aber so ein kleiner Schwerpunkt einmal pro Monat ist doch wirklich überlegenswert.

Wie wirkt Betaglukan?

 In dem Artikel kommt jetzt eine ziemlich ausführliche Stelle, an der biochemisch erklärt wird, wie man denkt, dass der Hafer im Körper wirkt.

Da geht es darum, dass viele Studien gemacht wurden, teilweise auch in vitro. In vitro heißt nicht am lebenden Menschen, sondern an Zellkulturen, also im Labor.

An Zellen

Und da haben die Forschenden gesehen, dass Betaglucan z.B. Beispiel bewirkt, dass mehr Glukose Transporter (SGLT1-  und  Glut2-Transporter, der ganz wichtig ist um Zucker in die Zellen einzuschleusen) ausgebildet werden und die Forscher sind recht genau drauf gekommen auf welche Art das Betaglukan aus dem Hafer bewirkt, dass die Zuckeraufnahme aus dem Darm ins Blut verzögert wird. Das ist wirklich spannend.

In der Leber

Und außerdem gibt es - das ist recht neu - eine deutliche Wirkung in der Leber:  die Leber wird dazu angereg, weniger Zucker auf die Speicher zu legen und eher vorhandenen Zucker aufzubrauchen, wenn der Körper Zuckernachschub aus der Leber braucht.

Das sind Befunde, die bei Diabetes natürlich helfen.

Im Darm

Die Ballaststoffe im Hafer erzeugen im Darm eine Art schützende Barriere, ein Gel, das innerhalb des Darms an der Darmwand innen anliegt. Das bewirkt, dass die Magen-Darm-Passage ein bisschen langsamer vonstatten geht, dass Essen etwas langsamer verdaut wird und die Nährstoffe etwas weniger bzw. langsamer aufgenommen werden.

Außerdem greifen diese Glukane auch in viele chemische Prozesse zwischen Darm und Leber ein und haben zum Beispiel auch zu tun mit der Synthese, der Produktion von Gallensäuren und so weiter.

Weitere Wirkungen von Hafer

Wenn man regelmäßig Hafer isst, kann der Blutdruck leicht sinken.

Wir haben schon angesprochen, dass sich Fettleber verbessert.

Appetit und Gewicht

Hafer bindet viel Wasser, quillt im Magen-Darm-Trakt auf, führt zu einem erhöhten Sättigungsgefühl und bewirkt auch, dass der Nahrungsbrei im Darm visköser wird, also dickflüssiger, zähflüssiger und dass Nährstoffe langsamer aufgenommen werden, dass man länger satt ist.

Interessant:  diese Kostform mit Hafer wirkt auch ein wenig auf die Hormone, die mit Hunger und Sättigung zu tun haben, nämlich das Leptin, das GLP1 und das PYY.

GLP1 kennen wir von den sogenannten „Abnehmspritzen“ Ozempic, Trulicity und Victoza, die sehr gute Diabetes-Medikamente sind.
Also kann auch Hafer eine kleine (!!)  Appetit-mindernde-Wirkung haben, eine kleine Wirkung haben auf die Zuckerwerte nach dem Essen und auch und auch ein bisschen mithelfen beim Abnehmen.

 

Mikrobiom

 

Auch relativ neu sind Ergebnisse, dass unter dem Einfluss von Hafer-Ballaststoffen sich im Darm vor allem die „guten“ Bakterien vermehren, die Laktobazillen und die Bifidobakterien, die ausgesprochen gesund sind für unsere Darmgesundheit und die die Fettoxidation fördern und so weiter, also uns rundherum gut tun.

Immunsystem

Betaglucane wirken an verschiedenen Immun-Rezeptoren und beeinflussen die Immun-Reaktion und fördern die Immunabwehr. Sie fördern zum Beispiel auch die Phagozytose, dass Fresszellen schädliches Zeugs, Viren Bakterien zerstören und auffressen, und sie wirken sich positiv aus auf viele immunkompetente Zellen

Zusammenfassung

  • Hafer hat einen hohen Gehalt an komplexen Kohlenhydraten, die gesund für uns sind,
  • an wichtigen ungesättigten Fettsäuren;
  • Vitaminen
  • essenziellen lebenswichtigen Aminosäuren
  • Mineralstoffen und
    interessante sekundärem Pflanzenstoffe
  • und an Betaglucan

Der wichtigsten Inhaltsstoff von Hafer ist das Betaglucan, für das in vielen Studien die verschiedensten positiven Effekte nachgewiesen worden sind auf Zuckerspiegel, Cholesterin, auf Blutdruck, auf Fettleber, aufs Gewicht, aufs Immunsystem.

Hafertage werden seit langem empfohlen und können eine große Hilfe sein in der Behandlung des Typ 2 Diabetes.

Diese wissenschaftliche Erkenntnisse haben auch dazu geführt, dass von der EMSA Hafer als gesundes Produkt beschrieben worden ist.

Hafer ist also ein Nahrungsmittel, das mithelfen kann, die Blutzuckerwerte zu senken, die Fettleber zu verbessern, das Immunsystem zu stärken, das Mikrobiom die Darmflora zu optimieren und vielleicht auch ein bisschen zu Gewichtsreduktion.

Die Rezepte:

„strenge“ Hafertage

nach Prof. Carl von Noorden aus den 1920er Jahren:

dreimal täglich 75 Gramm Haferflocken mit 500 Milliliter heißem Wasser oder fettfreier Gemüsebrühe übergießen, ziehen lassen und ein bisschen würzen.

Viel trinken!

„leichtere“, „modifizierte“ Hafertage

 wie sie heute eher gebräuchlich sind :
Man nimmt pro Mahlzeit zwischen 60 und 80 Gramm Haferflocken - fangen Sie mit 60 Gramm an, das reicht den meisten Leuten -  übergießt die entweder mit heißem Wasser oder mit heißer Gemüsebrühe und man darf d pro Mahlzeit dazu tun:
entweder 50 Gramm gekochtes  oder rohes Gemüse  
oder 50 Gramm Beeren -  bitte kein anderes Obst, wirklich nur Beeren, Himbeeren Heidelbeeren,…
oder 20 Gramm Nüsse.
Zusätzlich dürfen Sie bei Bedarf ein paar Tropfen Zitronensaft, ein bisschen künstlichen Süßstoff und mäßig Gewürze. Damit kann man es ein bisschen abwechslungsreicher gestalten.  

Viel trinken!

Hafertage „eingebettet“ in 5 Diät-Tage

In einer der besten Studien wurde es so gemacht:
 2 Tage gesunde Diabetesdiät, 2 Hafertage ein Tag gesunde Diabetesdiät.


Erfahrungen aus meiner Praxis

Hier verlassen wir jetzt den Artikel das ist jetzt meine Meinung, Meinung der Zuckertante!

Ich persönlich kenne einige Menschen, die mir sagen, sie machen 1 bis 2 Hafertage einmal im Mona; ich kenne auch welche, die sagen sie machen einen Hafertag einmal pro Woche

Und wie wir ja heute auch wissen, ist es wichtig, dass man sich an solchen Tagen nicht nur ums Essen kümmert …

 Wenn Sie schon einen Tag mit Hafer machen, dann versuchen Sie an dem Tag auch ein bisschen mehr Bewegung zu machen und vor allem lassen Sie sich's gutgehen!

Versuchen Sie Dinge zu tun, die Ihnen Spaß machen, die Ihnen helfen sich zu entspannen, die ganz einfach Ihren Stress reduzieren.

 Hafertag plus Bewegung plus Stressreduktion

 

damit haben Sie mit Sicherheit etwas Gutes für den Blutzucker getan und ich wünsche Ihnen viel Erfolg dabei!


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die Zuckertante Dr. Pusarnig

Die Zuckertante grüßt
und wünscht allzeit gute Werte!

Hier noch die vollstündigen Angaben zu den zitierten Studien:

https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/24434762/
Oatmeal diet days may improve insulin resistance in patients with type 2 diabetes mellitus (Roland Zern, Bert Helbrecht, Michael JEcht et al. )Forsch Komplementmed 2013

2 Clinical Benefit of a Short Term Dietary Oatmeal Intervention in Patients with Type 2 Diabetes and Severe Insulin Resistance: A Pilot StudyLammert , Kratzsch J , Selhorst J , Humpert PM , Bierhaus A , Birck R , Kusterer K , Hammes HP
February 2008, Experimental and Clinical Endocrinology & Diabetes 116(2):132-4
https://europepmc.org/article/med/18095234

3 Dietary intervention with oatmeal in patients with uncontrolled type 2 diabetes mellitus – a crossover study (Delgadeo et al, 2019)
https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/pdf/10.1055/a-0677-6068.pdf


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