Leicht verständlich erklärt: Studie Surpass 2: Semaglutid (Ozempic, Wegovy) und Tirzepatid (Mounjaro)- der Vergleich - Zuckertante.at
2 hüpfende Bälle

Leicht verständlich erklärt: Studie Surpass 2:
Semaglutid (Ozempic, Wegovy) und Tirzepatid (Mounjaro)
- der Vergleich

Die Studie "SURPASS 2" hat viel Aufsehen erregt:  hier werden 2 Medikamente direkt miteinander verglichen.
So etwas ist selten.
Meist gibt es Studien für das eine oder das andere Medikament.

Es geht um die beiden Diabetes-Medikamente, über die derzeit - Sommer 2023 - wohl am meisten gesprochen wird:

  • Semaglutid (im Handle als Ozempic oder Wegovy)
  • Tirzepatid (zugelassen unter dem Namen Mounjaro)

In dieser Studie geht es um die Anwendung bei Menschen mit Diabetes.

2 hüpfende Bälle

Sie finden hier 2 Zusammenfassungen:


1. eine Zusammenfassung in "Einfacher Sprache", gut für alle, die einen ersten Eindruck gewinnen möchten.

2. eine etwas kompliziertere Zusammenfassung auf Deutsch, für alle, die etwas mehr wissen wollen.

Zuerst aber die Original-Quellen auf Englisch:
Abstract (Original-Zusammenfassung der Studie): https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/34170647/
Studie ganzer Original-Text: https://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa2107519

Möchten Sie den ganzen Text als pdf herunterladen,
um ihn später zu lesen oder auszudrucken? 

1. Studie SURPASS 2 in "Einfacher Sprache":


Forscher haben eine besondere Studie gemacht:
Sie wollten herausfinden, wie man Menschen mit Zucker-Krankheit helfen kann.

Sie haben zwei Medikamente verglichen.
Diese Medikamente sollen Menschen helfen, die Zucker-Krankheit haben.

Die Namen der Medikamente sind Tirzepatid und Semaglutid.
Diese Medikamente helfen dabei, den Zucker im Körper zu kontrollieren.
Die Studie hat geschaut, wie gut die Medikamente wirken und ob sie sicher sind.

Viele Menschen mit Zucker-Krankheit haben Probleme mit ihrem Blutzucker, auch wenn sie schon Medikamente nehmen.

Fast 1900 Menschen haben mitgemacht


 Die Studie hat 1878 Menschen mit Zucker-Krankheit untersucht.
Diese Menschen haben schon ein Medikament, das Metformin genommen.
Aber ihr Blutzucker war immer noch zu hoch.

4 Gruppen

Die Forscher haben die Menschen in vier Gruppen aufgeteilt.
Die erste Gruppe hat verschiedene Mengen von Tirzepatid bekommen: 5 mg, 10 mg oder 15 mg.
Die zweite Gruppe hat 1 mg von Semaglutid bekommen.

Die Studie hat 40 Wochen gedauert.

Die Forscher haben geschaut, wie viel sich das HbA1c in den 40 Wochen verändert hat.
 Wenn dieser Wert sinkt, ist das gut für Menschen mit Zucker-Krankheit.

Die Ergebnisse:

Die Studie hat gezeigt, dass Tirzepatid in allen Mengen besser wirkt als Semaglutid.

Für Diabetes:

Tirzepatid hat den HbA1c-Wert mehr gesenkt: 

Menschen, die 5 mg Tirzepatid genommen haben, hatten den Wert um 2 Prozentpunkte weniger.
Menschen, die 10 mg Tirzepatid genommen haben, hatten den Wert um 2,24 Prozentpunkte weniger.
Menschen, die 15 mg Tirzepatid genommen haben, hatten den Wert um 2,30 Prozentpunkte weniger.

Im Vergleich dazu hatten Menschen, die Semaglutid genommen haben, nur 1,86 Prozentpunkte weniger HbA1c.

Fürs Gewicht:

Außerdem haben Menschen, die Tirzepatid genommen haben, mehr Kilos abgenommen.

Je mehr Tirzepatid sie genommen haben, desto mehr haben sie abgenommen.

Menschen, die 5 mg Tirzepatid genommen haben, haben 7,6 kg abgenommen.
Menschen, die 10 mg Tirzepatid genommen haben, haben -9,3 kg abgenommen.
Menschen, die 15 mg Tirzepatid genommen haben, haben -11,2 kg abgenommen.

Im Vergleich dazu haben Menschen, die Semaglutid genommen haben, -5,7 kg abgenommen.

Nebenwirkungen:

Selten gab es Übelkeit, in allen Gruppen.

Die Forscher haben besonders auf neue Krankheiten geschaut.
Sie haben extra genau geschaut ob es Entzündungen der Bauchspeicheldrüse gibt oder Probleme mit der Schilddrüse.
Das war bei beiden Medikamenten gleich.

Also: Tirzepatid wirkt in dieser Studie besser als Semaglutid

Die Studie hat gezeigt, dass Tirzepatid besser wirkt als Semaglutid.

Es senkt den HbA1c-Wert mehr und hilft Menschen, Gewicht zu verlieren.

Das sind wichtige Informationen für Menschen mit Zucker-Krankheit. Die Studie zeigt, dass Tirzepatid eine gute Behandlung für Menschen mit Zucker-Krankheit sein kann.

Natürlich muss der Arzt immer schauen, ob das Medikament auch wirklich gut passt.

Und es kann sein, dass ein Medikament bei einem Menschen gut wirkt, dass es aber ein anderer Mensch nicht verträgt.

Trotzdem sind solche Studien sehr spannend!

2. Studie SURPASS 2 ausführlicher:


Die SURPASS-2-Studie verglich die Wirksamkeit und Sicherheit von zwei Medikamenten bei der Behandlung von Patienten mit Typ-2-Diabetes.

Die Medikamente sind Semaglutid, ein Medikament das einem wichtigen Darmhormon, dem GLP1, nachgebaut ist
Und Tirzepatid, eine komplizierte Substanz, die einerseits auch dem Darmhormon GLP1 ähnelt, aber zusätzlich noch einem anderen Darm-Hormon, dem GIP. 

Fast 1900 Menschen haben mitgemacht

Die Studie wurde über 40 Wochen durchgeführt und umfasste 1878 Patienten mit Typ-2-Diabetes, deren Blutzuckerspiegel trotz Metformin-Therapie nicht ausreichend gut eingestellt war. 

Am Beginn hatten die Teilnehmer
ein mittleres HbA1c von 8,28%,
ein mittleres Alter von 56.6 Jahren und d
as mittlere Ausgangs-Gewicht war  93.7 kg.
(Genaueres im Original Text, hier gehts zur Tabelle)

4 Gruppen

Die Patienten wurden in vier Gruppen aufgeteilt.
Eine Gruppe erhielt Tirzepatid in verschiedenen Dosen (5 mg, 10 mg oder 15 mg)
und die andere Gruppe erhielt Semaglutid in einer Dosis von 1 mg.

Der primäre Endpunkt der Studie war die Veränderung des HbA1c nach 40 Wochen.

Die Ergebnisse:

Die Ergebnisse der Studie zeigten, dass Tirzepatid in allen Dosen nicht unterlegen war und im Vergleich zu Semaglutid eine überlegene Senkung des HbA1c erreichte.

Für Diabetes:

Die Reduktion des HbA1c von der Basislinie bis zur Woche 40 betrug
bei Tirzepatid 5 mg -2,01 Prozentpunkte, bei 10 mg -2,24 Prozentpunkte und bei 15 mg -2,30 Prozentpunkte im Vergleich zu -1,86 Prozentpunkten bei Semaglutid.

Alle Tirzepatid-Dosen waren hinsichtlich des HbA1c nicht unterlegen und hatten geschätzte Behandlungsunterschiede von -0,15 Prozentpunkten, -0,39 Prozentpunkten bzw. -0,45 Prozentpunkten im Vergleich zu Semaglutid.

Bild zum HbA1c

Fürs Gewicht

Darüber hinaus führte Tirzepatid zu einer dosisabhängigen Gewichtsabnahme.

Die mittlere Gewichtsabnahme bei Tirzepatid betrug
bei 5 mg -7,6 kg,
bei 10 mg -9,3 kg und
bei 15 mg -11,2 kg

 im Vergleich zu -5,7 kg bei Semaglutid. Tirzepatid war in allen Dosen im Vergleich zu Semaglutid überlegen, wenn es um die Gewichtsabnahme ging.

Bild zur Gewichtsabnahme

Nebenwirkungen:

In beiden Gruppen war die Häufigkeit von Nebenwirkungen ungefähr gleich.
Es gab etwas mehr schwerere Erkrankungen in der der Tirzepatid -Gruppe - allerdings waren die meisten davon in beiden Gruppen  COVID-bedingt.

Hypos - hierdefiniert als Blutzucker-Werte unter 57mg%:

Tirzepatid:
bei 5mg 3 Patienten (0.6%),
bei 10 mg 1 Patient (0.2%),
bei 15mg 8 Patientens (1.7%)

Semaglutid 1 mg:
 2 Patienten (0,4%) 

Pankreatitis:

nur leicht Fälle,
Tirzepatid:
bei 5mg keiner
bei 10 mg 2 Patienten
bei 15mg 2 Patienten

Semaglutid 1mg:
3 Patienten 

Gallensteine:

Tirzepatid:
bei 5mg, 10 mg und 15 mg: jeweils 4 Patientenr

Semaglutid 1mg:
2 Patienten 

Schilddrüsenkrebs, Calcitonin-Erhöhung

in beiden Gruppen: nichts vorgefallen

Also: Tirzepatid wirkt in dieser Studie besser als Semaglutid

Die Studie ergab, dass Tirzepatid sowohl bei der Senkung des HbA1c als auch beim Gewichtsverlust überlegen war. Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass Tirzepatid eine vielversprechende Behandlungsoption für Patienten mit Typ-2-Diabetes sein könnte, insbesondere für diejenigen, bei denen andere Therapien wie Metformin nicht ausreichen, um den Blutzucker ausreichend zu kontrollieren.

     Wenn Sie bis hierher gelesen haben:
      Dankeschön!  Was halten Sie davon, Studien so zu präsentieren?
      Bitte schreiben Sie mir einen Kommentar!

Nachtrag 22. August 2023:
Danke für die Kommentare!
Ich habe im Mai 2023 ein Webinar zu diesesn Medikamenten gehlaten, hier gbits das Video zum Nach-Sehen, ist aber nur einfach die Aufzeichnung und ganz unbearbeitet!
https://www.zuckertante.at/webinar-1-mai/

die Zuckertante Dr. Pusarnig

Die Zuckertante grüßt
und wünscht allzeit gute Werte!

  • Christine sagt:

    Das ist sehr verständlich zusammengefasst, danke! In Variante 2 ist die Studie für mich perfekt aufbereitet! LG Christine

  • Wolfgang H., 8054 Graz sagt:

    höchst interessant. Wäre natürlich auch die Frage der Kosten interessant. Mit einem BMI von 30,3 und einen HBA1c Ausgangswert von 7,7 muss ich für Ozempic mit EUR 144,– selbst in die Tasche greifen und bin jetzt bei HBA1c 5,7 und mit Sport und Ernährung ca. 10 Kg weniger… die Frage wäre, was ein Trizepadit Medikament kostet, bzw. wie es zu verabreichen ist. Danke.

    • Susanne Pusarnig sagt:

      Über die Kosten von Mounjaro (Tirzepatid) in Österreich weiß ich noch gar nichts – das hier ist eben eine große Studie, hier geht es eher um Wissenschaft als um Praxis.
      Studien-Ergebnisse sind auch nicht so einfach dann umzulegen auf den Einzel-Fall – was beim Durchschnitt vieler hunderter Menschen passiert, muss nicht dasselbe sein, was dann ein einzelner erlebt.
      Das ist ungefähr so, wie wenn eine Studie rausfindet dass ein durchschnittlicher PKW für die Strecke Wien-Salzburg 23 Liter Benzin braucht – das stimmt, wenn man den Durchschnitt aus tausenden Fahrzeugen bildet. Trotzdem braucht mein kleiner alter Smart für die 300 km ca 15 Liter, und es gibt sicher Autos, die 28 Liter brauchen. Welches Auto dann das „Richtige“ ist für eine Person, das hängt von vielen verschiedenen Punkten ab.

  • Eva Bazmber sagt:

    Ich finde diese Präsentation genial. Hab beide gelesen, die einfache zuerst. Also hab ich die ausführliche auf jeden Fall problemlos verstanden und kann auf Basis der einfachen auch interessierten Freunden und Familienmitgliedern Auskunft geben. Genial

  • Angie sagt:

    Habe das mit grossem Interesse gelesen obwohl es mich derzeit nicht betrifft aber man weiss ja nicht was noch kommt. Sehr verstaendlich geschrieben, sicher zu verstehen fuer uns „Laien“. Danke!

  • Peter Pitzinger sagt:

    Sehr interessant! Ist Mounjaro besser lieferbar als Ozempic (das ich leider kaum rechtzeitig erhalte). 1 mg Semaglutid würde wieviel mg Tirzepadid entsprechen?

    • Susanne Pusarnig sagt:

      Mounjaro ist in Österreich noch gar nicht erhältlich.
      Und eine direkte „Umrechnung“ Ozempic/Trulicity/Mounjaro geht nicht, dazu sind die Medikamente zu verscheiden.
      Da gibt es verschiedene Meinungen, mein Zugang bei einem Wechsel ist immer: wieder mit der kleinsten Dosis anfangen, um zu sehen ob man es verträgt. Wenn alles gut geht, kann man eventuell schneller steigern.

  • Thomas sagt:

    Vielen Dank für die Zusammenfassung der sehr interessanten Studie! Ich finde die ausführliche Variante nicht kompliziert, sie ist für mich gut verständlich. Studien auf diese Art dürfen Sie gerne öfter präsentieren:)


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